aska²AWB f. ō- und n-St. (ō-St. im Voc. S. Galli,
Otfrid; n-St. bei Tatian und Notker) ‚Asche,
Staub, Pulver, cinis, favilla(e), pulvis‘ 〈Var.: zwei
Belege mit -sg-, wie dies für inl. -sk- bes. im
8./9. Jh. bei Otfrid und im Voc. sehr häufig ist〉.
— Erst im Mhd. dringt der Wandel von -sk- zu
[ʃ] auch in der Schreibung durch (Braune, Ahd.
Gr.¹³ § 146), also asche; dasselbe gilt für den Se-
kundärumlaut von a- zu ä-, hier verursacht
durch unmittelbar folgendes [ʃ], s. Wilmanns,
Dt. Gr. I, § 199 Anm. 2; Michels, Mhd. El.-
buch3—4 § 64 Anm. 3; sowie das Zeugnis der heu-
tigen Mdaa.: Schweiz. Id. I, 565 f.; Fischer,
Schwäb. Wb. I, 337 ff.; Schmeller, Bayer. Wb.² I,
166; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr.
I, 388 ff.; Müller, Rhein. Wb. I, 280 ff.— Nhd.
Asche f.
Ahd. Wb. I, 673; Schützeichel³ 11 (asca, asga); Starck-
Wells 35; Graff I, 492; Schade 32; Lexer I, 100; Be-
necke I, 65; Dt. Wb. I, 578 f.; Kluge²¹ 33.
Verwandte des ahd. Wortes, weil oft in religi-
ösem Zusammenhange gebraucht, sind auch in
allen anderen germ. Dialekten zu belegen:
mndd. asche f.; andfrk. asca (Helten, Aostndfrk.
Psalmenfrg. 59, 43), mndl. assc(h)e, nndl. asch;
nfries. ask(e), früher auch esk, nordfries. eesk;
ae. æsce, asce, axe f., me. asshe, auch aisshe, asse,
ess(h)e, ne. ash; anord. aska, nnorw. oske (Bok-
mål aske), ndän. aske, nschwed. aska (aus dem
Skand. entlehnt finn. a[a]hku, Karsten, Germ.-
finn. Lehnw. 100. 148; lapp.-norw. assko
‚Feuerschwamm-Bestandteile wie Aschenlauge
u. a.‘, Quigstad, Nord. Lehnw. im Lapp. 94); got.
azgō.
Fick III (Germ.)⁴ 22; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 126 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
132; Verdam, Mndl. handwb. 46; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 22; Vries, Ndls. et. wb. 21; Dornkaat Kool-
man, Wb. d. ostfries. Spr. I, 66 f.; Holthausen, Ae. et.
Wb. 12; Bosworth-Toller, AS Dict. 52; Suppl. 48; ME
Dict. A—B, 450 ff.; OED I, 486; Oxf. Dict. of Engl. Et.
54; Vries, Anord. et. Wb.² 15; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
36; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 7; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 35; Torp, Nynorsk et. ordb. 479;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 36; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 72.
Aus dieser Übersicht — mit Ausnahme des Got.,
s. u. — ergibt sich unzweideutig eine germ.
Grundform *askōn- < idg. *azg-, in der man
eine -g-Erweiterung der Wz. *s- (**H₂es-)
‚heiß, trocken sein‘ vermutet. Dasselbe Formans
liegt wohl in arm. ačiwn ‚Asche‘ vor (wohl <
*azg-; nicht, wie S. Bugge meinte, IF 1 [1892],
445, < *azd-, da dieses arm. zu *ast- geworden
wäre). Ohne Wurzelerweiterung erscheint idg.
*s- viell. auch in lat. āra ‚Altar‘ (osk. aasas
nom. pl., umbr. asam akk. sg.), mit Dehnung,
dazu āreo ‚bin trocken, ausgedörrt‘, āridus
‚trocken‘, außerdem toch. A B ās- (auch A
as[a]-, B os[o]-) ‚trocken werden‘, adj. Ableit.
A āsar, B asāre ‚trocken‘, aind. sa- ‚Asche,
Staub‘, heth. ḫašši (Lok.) ‚auf dem Herde‘;
ferner, mit -i̯- und -n-Erweiterung ahd. essa
(s. d.) < *as-i̯-ōn ‚Schmelzofen‘ bzw. ahd. arin,
erin ‚Estrich‘ (→ erin). Dentalerweiterung zu
*azd- zeigt sich im Slav., so tschech. sloven.
ozditi (< *az-d-ei̯-o-) ‚Malzdörren‘ (falls nicht
für *hwozditi, Schmalstieg brieflich), dazu
tschech. apoln. ozd ‚Malzdarre‘, und im
Griech.: ἄζω (< *az-zō (?) < *az-di̯-ō, Schwy-
zer, Gr. Gram. I, 331 unten) ‚dörre, trockne‘,
ἄζη ‚Trockenheit, Hitze, trockener Schmutz‘
(E. Benvenistes Anknüpfung an heth. ḫat-,
BSLP 50 [1954], 39, ist kaum zu bevorzugen);
auch die nicht ganz eindeutig überlieferte He-
sych-Gl. ἀδδανόν ⋅ ξηρόν (-δδ- < *zd-) I, 38
Z. 22, gehört vielleicht hierher (Frisk, Gr. et.
Wb. I, 19 mit Lit.; aber vgl. E. Fraenkel, Glotta
32 [1952/53], 22); gr. ἄσβολος ‚Ruß‘ (eigtl.
‚Aschenwurf‘), wenn aus *asg- synkopiert (an-
ders Schwyzer, Gr. Gram. I, 440), wäre zu den
germ. Belegen (mit -sk-) zu stellen.
Pokorny 68 f.; Hübschmann, Arm. Gr. 412; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. I, 61 (āra). 64 (ardeō); Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 45; Buck, Gr. of Oscan and
Umbrian 33; Windekens, Le tokharien 169; Mayrho-
fer, K. et. Wb. d. Aind. 83; Friedrich, Heth. Wb. 62;
Tischler, Heth. et. Gl. 213 f.; Pedersen, Hittitisch 164;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 22; Vasmer, Russ. et. Wb.
II, 257; Frisk, Gr. et. Wb. I, 25 (ἄζω). 160 f. (ἄσβο-
λος); Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 16. 86; Chantraine, Dict.
ét. gr. 25.
So fehlte es an jeder weiteren Bestätigung einer idg.
Basis *azgh-, die lautgesetzlich für die isolierte von
allen anderen germ. Entsprechungen abweichende,
aber dreimal (Mt. 11, 21. Luk. 10, 13; Skeireins 3, 14)
einwandfrei überlieferte got. Form azgō vorausge-
setzt werden müßte. Unter diesen Umständen war es
methodologisch unbefriedigend, eigens eine zusätzli-
che idg. Basis mit -gh-Erweiterung zu postulieren,
nur um eine innerhalb des Germ. klaffende Diskre-
panz aus der Welt zu schaffen, wie das von Noreen,
Urg. Lautlehre 188, und manchen anderen (s. die Lit.
bei Feist, a.a.O.), implicite auch noch von Specht, Ur-
sprung d. idg. Dekl. 201. 219, für gut befunden wurde.
Umgekehrt hieß es die Methode überbeanspruchen,
wenn H. Osthoff, der sich zuerst ernstlich um eine
Lösung bemühte, PBB 13 (1888), 396 ff., von gr. ἄζη
< idg. *azdā ausgehend ein germ. Subst. *astō, dazu
ein Adj. *asta--az und davon abgeleitet wieder ein
Subst. *asta--ōn- konstruierte, das mit Vokalausfall
und, je nach Dialekt, mit vor- oder rückwärtswirken-
der Assimilation westgerm.-skand. *as(t)kōn- bzw.
got. *az(d)gōn- ergab! Fehlte leider nur jede Spur von
all den Zwischengliedern — kein Wunder, daß schon
P. Kretschmer, Zfvgl. Spr. 31 (1892), 452 Fn. 2, ihm
nichts davon glauben wollte. Nur éine — auch nicht
über alle Zweifel erhabene (s. Pokorny 69) — Stütze
kam dem problematischen Ansatz von idg. *azgh- zu
Hilfe: A. Meillet (MSLP 15 [1908], 357) machte
wahrscheinlich, daß in den zwei verwandten arm.
Wörtern ačiwn ‚Asche‘ (s. o.) < *azg-i̯- und azazim
‚dörre‘ < *azgh- sich genau dieselben Dubletten wie-
derfinden.