bluhhenAWB sw. v. I ‚leuchten, brennen, flagrare‘
(nur part. präs. pluhhenti Gl. 1, 142, 14; s. auch
fir-, irbluhhen unten). — Mhd. bluhen; nhd.
nicht mehr bezeugt.
Ahd. Wb. I, 1226; Splett, Ahd. Wb. I, 82; Starck-
Wells 67; Graff III, 247; Schade 77; Lexer I, 314; Ra-
ven, Schw. Verben d. Ahd. I, 10. Zur Gemination
(-hh-) Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 154 Anm. 7.
Die Belege dieses Wortes und seiner Zss. sind in
älterer Zeit aufs Hochdt. beschränkt, aber die
nndd. (meckl.) Form blüchen ‚hell aufleuchten‘
(Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. I, 971) deutet
auf eine ehemals größere Verbreitung.
Die in manchen nndd. Mdaa. belegten Verben bluk-
ken, blö(c)kern u.dgl. mit der Bed. ‚aufleuchten, flak-
kern‘, auch ‚qualmen‘ sind nicht verwandt — aber viell.
aus einer Kontamination von blüchen und bla(c)ken
‚qualmend brennen‘ (→ blah-) entstanden? Vgl. Wos-
sidlo-Teuchert I, 971; Mensing, Schleswig-holst. Wb.
I, 402. 404; Bretschneider, Brandenb.-berlin. Wb. I,
648 f.; Scheel, Hamb. Wb. I, 360.
Im Ablaut zu bluhhen steht das mhd. st. v. ver-
bliehen ‚erlöschen‘ (part. prät. verblohen), was
eine germ. Basis *leuh- : *luh- < idg.
*bhleu̯k- : *bhluk- nahelegt. Es handelt sich
wohl um eine k-Ableitung einer Wz. *bhleu̯-
‚brennen‘, von der eine s-Ableitung vorkommt
in mndd. blǖse ‚Fackel, Leuchte‘, blöschen ‚errö-
ten‘; mndl. blōsen, bluesen, nndl. blozen ‚dss.‘;
ae. blysa ‚Flamme, Fackel‘, blysian ‚brennen,
flammen‘, blyscan ‚rutilare‘ (ne. blush ‚erröten‘);
aisl. blys ‚Licht, Flamme‘ usw.
Fick III (Germ.)⁴ 288; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 302; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
366; Verdam, Mndl. handwb. 105; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 74; Vries, Ndls. et. wb. 67; Holthausen, Ae.
et. Wb. 28; Bosworth-Toller, AS Dict. 43; Suppl. 99;
OED² II, 335; Vries, Anord. et. Wb.² 46; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 647; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 20; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 86 (blus).
Die von Walde-Pokorny II, 214; Pokorny 159 f.
u. a. hierher gestellten griech. Wörter περι-πε-
φλευσμένος (πυρί) ‚vom Feuer umlodert‘, ἐπέ-
φλευσε ‚versengte‘, περιφλύω ‚versenge ringsum‘
gehören eher zu φλέ(ϝ)ω ‚überfließen, sprudeln,
überwallen‘ (→ blôdi), denn der Vergleich des
Feuers mit einer Flüssigkeit kommt im Griech.
oft vor (s. Chantraine, Dict. ét. gr. 1211; Frisk,
Gr. et. Wb. II, 1025 f.).
Slav. Verwandte sind unsicher. Viell. hierher die
westslav. Formen auf -y- (< *-ū-) neben -- in
aksl. blьštati, bliscati (sę) ‚glänzen‘, bliskъ
‚Glanz‘ (→ -blîchan): poln. błyszczeć ‚glänzen‘,
błysk ‚Blitz‘, tschech. blyštěti, blýskati (se)
‚glänzen, schimmern‘ usw. Wenn diese Formen
nicht sekundär sind (nach *lyskati umgebildet,
so Pokorny 159 f. u. a.), stellen sie viell. einen
auch sonst im Slav. und z. T. schon für das Idg.
vermuteten Wechsel i/u dar (s. Sadnik-Aitzet-
müller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr. 132 f.; Otręb-
ski, Idg. Forsch. [Wilno, 1939], 16. So wären
zur idg. Wz. *bhel(ǝ)- [**bhel(H)-] ‚glänzen‘
(→ bal², belicha) zwei Ableitungen anzusetzen:
*bhl-ei̯-, wozu ahd. -blîchan, blîdi, bleiza
(s. d. d.), wie auch die oben erwähnten aksl. For-
men gehören, neben *bhl-eu̯-; darauf würden
dann ahd. bluhhen, ae. blȳsa usw. und die ange-
führten westslav. Formen zurückgehen.
Nicht hierher lit. blùkti ‚die Farbe verlieren, verblas-
sen‘ (R. Trautmann, Gött. Gel. Anz. 173 [1911], 245;
dagegen Fraenkel, Lit. et. Wb. 51). Abzulehnen ist
auch eine Verbindung mit *bhles- ‚glänzen‘ (→ blas):
Franck, a. a. O.; dagegen Vries, Ndls. et. wb. 67.