dehsala, dehsal
Band II, Spalte 566
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dehsala, dehsal f. n-, ō-St.(?) (nur im Nom.
belegt), nur in Gl.: Axt, Zimmeraxt, ascia
Var.: Gl. 3, 193, 1 thesela; Formen ohne aus-
lautenden Vokal begegnen z. B. in bair. dehsal
(Gl. 4, 36, 52 Cod. Admont 3, 11. Jh.; Clm
13002, 11./12. Jh.), dehsil (Gl. 1, 628, 50 Clm
13002; Clm 17403, 13. Jh.; Gl. 1, 519, 19 Clm
6217, 13./14. Jh.), dechsel (Gl. 4, 181, 52 Cod.
Wien 1325, 14. Jh.; zu den Hss. s. Simmler,
Westgerm. Kons.gemin. 29. 31 f.). In diesen Be-
legen dürfte Apokope des auslautenden Vokals
nach Liquida eingetreten sein, eine Erschei-
nung, die im Bair. allerdings erst zu Anfang
des 13. Jh.s völlig durchdringt (Weinhold,
Bair. Gr. § 15). Mhd. dehsel f. Beil, ascia,
ascella
(a. 1404 dechsel), nhd. Dechsel f. Beil,
Hacke, Haue, Krummhaue, ascia
, z. B. Dasy-
podius II 506 dechsel; Maaler 85b Dchselaxt.
Dagegen erscheint bei Adelung das Wort als
Deichsel, was wie bereits im Spätahd. (Gl.
3, 223, 36 dichsel, Cod. Wien 2400, bair.,
12. Jh.; Gl. 4, 36, 53 dihsil Clm 22201, bair.-
mfränk., 12. Jh.; disla Cod. Prag, Knihovna
Národního Muzea X All [früher unsigniert
musei bohemici Pragensis]; s. Bergmann, Ver-
zeichnis d. ahd. u. as. Gl. Nr. 788) und zum Teil
in den hd. Mundarten und ferner im Nndd.
und Nndl. (s. u.) auf Beeinflussung durch das
Wort Deichsel beruht.

Splett, Ahd. Wb. I, 127; Starck-Wells 92. 798; Graff
V, 124; Schade 98; Lexer I, 416; Benecke I, 311; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 53; Dt. Wb. II, 88 f.; Dt. Wb.²
VI, 474; Kluge²¹ 124; Kluge²² 130; E. Karg-Gaster-
städt, PBB 61 (1937), 254.

Beeinflussung durch Deichsel liegt in den dt. Mundar-
ten vor bei lothr. deiksel Beil für Küfer, Wagner und
ähnliche Handwerker
, brandenb.-berlin. taicksel
kleine Schiefhaue, um Mulden und Tröge damit glatt
auszuhöhlen
.

Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 83; Bretschneider,
Brandenb.-berlin. Wb. I, 943.

Mit ahd. dehsala, dehsal sind identisch: mndd.
dessel, desel, decel, des(e)le f.n. (?) (neuere
Mundarten m. und n.) Dechsel, Queraxt,
Krummbeil, -haue
; mndl. dissel, dessel (mit i ne-
ben e wie in zahlreichen anderen Fällen (?); vgl.
Loey, Mndl. spraakkunst II § 5; doch s.u.) m.
Krummbeil, Haue, nndl. dial. dissel m. (nndl.
bedisselen deichseln, in Ordnung bringen, ei-
gentlich mit dem Beil bearbeiten, mit dem Beil
glatt machen
); me. (seit ca. 1300) thixel ascia,
ne. dial. thixel, thixle; aisl. þexla f. Queraxt,
nnorw. teksla f. Böttcherbrett (nnorw. dial.
diksel ist eine Entlehnung aus dem Dt.), ält.
ndän., ndän. dial. Entstellung zu tængsel,
nschwed. dial. täkksla f. (tjäkkslo, tekkel, tängs-
la).

Vermengungen mit dem Wort Deichsel finden sich au-
ßer bei spätahd. dichsel und in den Mdaa. ferner bei
mndd. dēssel, deyssel (mndd. dīsle Deichsel); mndl.
dissel(?) (s.o.), nndl. dissel Deichsel. Mndl. diessel
(Kiliaan diessel, diechsel dolabra, ascia, securis), nndl.
westfläm. diesel, dijsel zeigen Einfluß von mndd. deys-
sel (dīsle), hd. Deichsel (zur Schreibung ie im Mndl. s.
Loey, a. a. O. 53). Möglicherweise beruht auch me. thi-
xel mit i anstelle von me. e (dazu s. F. Mossé, Handb.
of ME. [Baltimore, 1952], 32) auf dem i-haltigen
Wort für Deichsel (unrichtig OED² XVII, 966 Ne-
benform *þîhs- neben *þehs-). Ist die Beeinflussung
durch das heimische ae. dīxl, dīsl(e) Deichsel be-
dingt, so müßte der i-Laut schon im Ae. in die Vor-
form von me. thixel eingeführt worden sein, da das
Wort Deichsel im Me. nicht mehr belegt ist. Vielleicht
liegt aber auch mndl. Einfluß vor.

Als Vorformen der e-haltigen Wörter sind ur-
germ. *þeχsalōn- und wohl auch *þeχsalō- Ab-
leitungen von der Wz. urgerm. *þeχs- < uridg.
*teþ- behauen anzusetzen; zum Instrumente
bezeichnenden Suffix *-ala- und zum fem. Ge-
nus vgl. die Substantive ahd. spinnila Spindel,
ahd. scûvala Schaufel, die als st. und sw. Femi-
nina flektieren (Kluge, Nom. Stammbildung³
§ 91; Wilmanns, Dt. Gr. II § 207, 1; Krahe-
Meid, Germ. Sprachwiss. III § 87, 3); ferner fem.
Gerätebezeichnungen wie Drischel, Feile, Gei-
ßel, Gürtel, Hechel, Sichel, Windel. Mit der
Bildeweise von ahd. dehsala vergleichbare Bil-
dungen aus weiteren idg. Sprachen sind russ.-
ksl. (12. Jh.) tesla und air. tál Axt (< *tōkslo-)
mit Entwicklung von uridg. *þ zu *ks.

Fick III (Germ.)⁴ 178; Lasch-Borchling, Mndd. Hand-
wb. I, 1, 420; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 510;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. II, 214; Verdam, Mndl.
handwb. 138; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 119; Vries,
Ndls. et. wb. 119; Holthausen, Ae. et. Wb. 363; Strat-
mann-Bradley, ME Dict.³ 634; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 434 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 314;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1252; Torp, Nynorsk
et. ordb. 777; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog III,
1016. Pokorny 1058 f.; Vasmer, Russ. et. Wb. III,
100; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. T-21 f.

S. auch dahs, dehs, dehsa.

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