dou
Band II, Spalte 741
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dou m. wa-St., nur Gl. 1, 253, 25 Abrogans
[K, 8. Jh., alem.] thau: Unterricht, disciplina.
Die lat. Quelle ist das Abba-Glossar.

Splett, Ahd. Wb. I, 147; Starck-Wells 105; Graff V,
87; Schade 97 (s. u.); Splett, Abrogans-Studien 377 f.
(kathau bei Graff ist eine Verlesung).

Das Wort entspricht as. thau m. Brauch, Ge-
wohnheit, Sitte
; afries. thāw Gewohnheit; ae.
ðēaw m. Sitte, Gebrauch, Gewohnheit, Betra-
gen
, me. þēau Betragen, ne. veraltet thew
Gewohnheit, Sitte, ne. Sehne, pl. (Muskel)-
Stärke
(mit einer über die Bedeutungen gute
Veranlagung, gute phyische Eigenschaften
ver-
laufenden Bedeutungsentwicklung): < urgerm.
*þauwa-. Innerhalb des Germ. verbindet man
das Wort mit as. gethiudo geziemend; mndl.
gediede freundlich (dieden helfen, nützen, ge-
winnen
); ae. geðiede gut, tugendhaft; aisl.
þðr freundlich, sanft, nisl. þður, nnorw. tyd
(vgl. mschwed. tyen zahm, nschwed. tidelag
Unzucht mit Tieren) (aisl. þða erfreuen, þ-
ðast sich jmdm. in Freundschaft anschließen,
ält. ndän. tyde sich anschließen, ndän. ty Zu-
flucht nehmen
, nschwed. dial. ty sej te seine
Zuflucht nehmen zu, sich anschließen
); got.
þiuþ n. das Gute (þiuþeigs gut, þiuþjan
segnen): < urgerm. *(-)þeuþ/đ(ij)a- (zu ahd.
gidiuti s. d.).

Fick III (Germ.)⁴ 186; Holthausen, As. Wb. 77 f.;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 193. 570; Berr, Et. Gl. to Hel.
403 f.; Verdam, Mndl. handwb. 185; Holthausen,
Afries. Wb.² 110; ders., Ae. et. Wb. 361. 364 f.; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 1042 f.; Stratmann-Bradley,
ME Dict.³ 630; OED² XVII, 927; Oxf. Dict. of Engl.
Et. 916; Vries, Anord. et. Wb.² 629; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 426 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
323; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1306; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 825; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1255;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 498; Lehmann, Gothic Et.
Dict. þ-45. Wieder einmal verfehlt ist J. Triers (Stu-
dium generale 1 [194748], 108) Verbindung von aisl.
þðr (eigtl. das richtige Verhalten des Mannes in der
Gemeinschaft
) mit aisl. þð Volk (Vries, a. a. O.).

Urgerm. *þauwa- hat keinen genauen außer-
germ. Anschluß. Im Sinne von observantia
zieht man zum Vergleich heran: lat. tueor, -ērī,
tuitus neben tūtātus sum betrachte, beobachte,
beschütze
(vgl. dt. gewahren neben wahren),
tūtus geschützt, sicher; air. cumtūth m. u-St.
Partnerschaft, gegenseitiger Vorteil (< *kom-
ud-toitu-), túath links, nördlich (< günstig,
gut
; die linke Seite war bei der Vogelschau die
glückbringende); ferner (mit Fragezeichen) gr.
Hesych τύσσει ἱκετεύει (als e/ o-Denominativ
eines *τυτός im Sinne von gut) < uridg. *te-
die Aufmerksamkeit zuwenden. Betrachtet
man aber urgerm. *þauwa- als Substantivierung
eines Adj. mit einer Bedeutung wie günstig, so
ist von der Wortbildung mit w-Suffix her das
Wort für rechts, das auch glückverheißend
bedeutet, vergleichbar: got. taíhswo, ahd. zeso
rechts, air. dess < *deks-o- neben gall. Dexi-
va dea, gr. δέξιος rechts, glückverheißend
(Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 77, 3).
Über Rechtes, Richtiges, Ordnung hätten
sich dann in der Substantivierung *þauwa- Be-
deutungen wie (richtige) Gewohnheit, Sitte
entwickelt. Dagegen läge urgerm. *(-)þeuþ/
đ(ij)a- eine Bildung mit Suffix *-t()o- zugrunde
(*-t[]o-, *te-t[]ó-).

Walde-Pokorny I, 705 f.; Pokorny 1079; O. Hoff-
mann, BB 18 (1829), 289; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. II, 713 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 706;
K. F. Johansson, PBB 15 (1891), 238; Fick II (Kelt.)⁴
131; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. T-165; Dict. of
Irish C-629; T-349 f.; J. Strachan, IF 2 (1893), 310;
J. Loth, Rev. celt. 43 (1926), 161 f.

Schades 97 Verbindung mit der Sippe von aisl. þeyr
Tauwind, -wetter liegt ferner, da die von ihm ange-
nommene Bedeutungsentwicklung eigtl. Auflösung
od. Erweichung von Hartem od. Verhärtetem bes. Ge-
frorenem, daher Erweichung starrer Eigenart (Zucht)
zu gemeinsam dauerndem Wesen (Sippe)
nicht über-
zeugt.

S. auch doulîh, ungidouwîg.

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