dou m. wa-St., nur Gl. 1, 253, 25 Abrogans
[K, 8. Jh., alem.] thau: ‚Unterricht, disciplina‘.
Die lat. Quelle ist das Abba-Glossar.
Splett, Ahd. Wb. I, 147; Starck-Wells 105; Graff V,
87; Schade 97 (s. u.); Splett, Abrogans-Studien 377 f.
(kathau bei Graff ist eine Verlesung).
Das Wort entspricht as. thau m. ‚Brauch, Ge-
wohnheit, Sitte‘; afries. thāw ‚Gewohnheit‘; ae.
ðēaw m. ‚Sitte, Gebrauch, Gewohnheit, Betra-
gen‘, me. þēau ‚Betragen‘, ne. veraltet thew
‚Gewohnheit, Sitte‘, ne. ‚Sehne‘, pl. ‚(Muskel)-
Stärke‘ (mit einer über die Bedeutungen ‚gute
Veranlagung, gute phyische Eigenschaften‘ ver-
laufenden Bedeutungsentwicklung): < urgerm.
*þauwa-. Innerhalb des Germ. verbindet man
das Wort mit as. gethiudo ‚geziemend‘; mndl.
gediede ‚freundlich‘ (dieden ‚helfen, nützen, ge-
winnen‘); ae. geðiede ‚gut, tugendhaft‘; aisl.
þýðr ‚freundlich, sanft‘, nisl. þýður, nnorw. tyd
(vgl. mschwed. tyen ‚zahm‘, nschwed. tidelag
‚Unzucht mit Tieren‘) (aisl. þýða ‚erfreuen‘, þý-
ðast ‚sich jmdm. in Freundschaft anschließen‘,
ält. ndän. tyde ‚sich anschließen‘, ndän. ty ‚Zu-
flucht nehmen‘, nschwed. dial. ty sej te ‚seine
Zuflucht nehmen zu, sich anschließen‘); got.
þiuþ n. ‚das Gute‘ (þiuþeigs ‚gut‘, þiuþjan
‚segnen‘): < urgerm. *(-)þeuþ/đ(ij)a- (zu ahd.
gidiuti s. d.).
Fick III (Germ.)⁴ 186; Holthausen, As. Wb. 77 f.;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 193. 570; Berr, Et. Gl. to Hel.
403 f.; Verdam, Mndl. handwb. 185; Holthausen,
Afries. Wb.² 110; ders., Ae. et. Wb. 361. 364 f.; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 1042 f.; Stratmann-Bradley,
ME Dict.³ 630; OED² XVII, 927; Oxf. Dict. of Engl.
Et. 916; Vries, Anord. et. Wb.² 629; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 426 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
323; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1306; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 825; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1255;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 498; Lehmann, Gothic Et.
Dict. þ-45. — Wieder einmal verfehlt ist J. Triers (Stu-
dium generale 1 [1947—48], 108) Verbindung von aisl.
þýðr (eigtl. ‚das richtige Verhalten des Mannes in der
Gemeinschaft‘) mit aisl. þjóð ‚Volk‘ (Vries, a. a. O.).
Urgerm. *þauwa- hat keinen genauen außer-
germ. Anschluß. Im Sinne von ‚observantia‘
zieht man zum Vergleich heran: lat. tueor, -ērī,
tuitus neben tūtātus sum ‚betrachte, beobachte,
beschütze‘ (vgl. dt. gewahren neben wahren),
tūtus ‚geschützt, sicher‘; air. cumtūth m. u-St.
‚Partnerschaft, gegenseitiger Vorteil‘ (< *kom-
ud-tou̯itu-), túath ‚links, nördlich‘ (< ‚günstig,
gut‘; die linke Seite war bei der Vogelschau die
glückbringende); ferner (mit Fragezeichen) gr.
Hesych τύσσει ⋅ ἱκετεύει (als i̯e/ o-Denominativ
eines *τυτός im Sinne von ‚gut‘) < uridg. *teu̯-
‚die Aufmerksamkeit zuwenden‘. Betrachtet
man aber urgerm. *þauwa- als Substantivierung
eines Adj. mit einer Bedeutung wie ‚günstig‘, so
ist von der Wortbildung mit w-Suffix her das
Wort für ‚rechts‘, das auch ‚glückverheißend‘
bedeutet, vergleichbar: got. taíhswo, ahd. zeso
‚rechts‘, air. dess < *deks-u̯o- neben gall. Dexi-
va dea, gr. δέξιος ‚rechts, glückverheißend‘
(Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 77, 3).
Über ‚Rechtes, Richtiges‘, ‚Ordnung‘ hätten
sich dann in der Substantivierung *þauwa- Be-
deutungen wie ‚(richtige) Gewohnheit, Sitte‘
entwickelt. Dagegen läge urgerm. *(-)þeuþ/
đ(ij)a- eine Bildung mit Suffix *-t(i̯)o- zugrunde
(*téu̯-t[i̯]o-, *teu̯-t[i̯]ó-).
Walde-Pokorny I, 705 f.; Pokorny 1079; O. Hoff-
mann, BB 18 (1829), 289; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. II, 713 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 706;
K. F. Johansson, PBB 15 (1891), 238; Fick II (Kelt.)⁴
131; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. T-165; Dict. of
Irish C-629; T-349 f.; J. Strachan, IF 2 (1893), 310;
J. Loth, Rev. celt. 43 (1926), 161 f.
Schades 97 Verbindung mit der Sippe von aisl. þeyr
‚Tauwind, -wetter‘ liegt ferner, da die von ihm ange-
nommene Bedeutungsentwicklung „eigtl. Auflösung
od. Erweichung von Hartem od. Verhärtetem bes. Ge-
frorenem, daher Erweichung starrer Eigenart (Zucht)
zu gemeinsam dauerndem Wesen (Sippe)“ nicht über-
zeugt.
S. auch doulîh, ungidouwîg.