gewônAWB sw. v. II, nur in Gl. seit dem
9. Jh.: ‚den Mund aufsperren, gähnen; hiare,
oscitare, os (cum extensione) aperire, ringi‘
〈Var.: k-, ch-〉. Nach einfachem -w- ist ur-
germ.-ahd. -e- erhalten geblieben; s. Braune-
Reiffenstein 2004: § 114b. — Mhd. gewen, gi-
wen sw. v. ‚das Maul aufreißen, gähnen‘.
Durch die Abschwächung von -ôn und -ên in
mhd. -en ist das Verb mit der Fortsetzung
von ahd. -giwên (→ ana-giwên ‚begehren,
gierig verlangen‘) zusammengefallen. Älte-
res nhd. gäuen, geuen, gewen, geuwen ‚gäh-
nen, mit offenem Munde stehen, begierig
sein‘, im Nhd. ist das Verb nur dial. fortge-
setzt: schweiz. gäuen ‚gaffen‘, bair. gêuen,
gêuwen, tirol. geuwen ‚das Maul aufsperren‘.
In schweiz. güwen ‚mit Sehnsucht warten,
nach Unerlaubtem lüstern blicken, bettelnd
herumlungern, gähnen?‘ lebt die mhd. Ne-
benform göuwen sw. v. ‚gierig, lüstern nach
etwas sein‘ weiter.
Ahd. Wb. 4, 245; Splett, Ahd. Wb. 1, 303; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 368; Schützeichel⁶ 134; Starck-Wells 199;
Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 448; Graff 4, 107;
Raven 1963—67: 2, 53; Lexer 1, 1026. 1063; Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 45 (aperire). 457 (oscitare). 578 (ringi);
Dt. Wb. 4, 1539 ff.; 6, 4634 f. — Schweiz. Id. 2, 567;
Stalder, Versuch eines schweiz. Id. 2, 517; Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 861; 2, 8; Schöpf, Tirol. Id. 183.
Ahd. gewôn entspricht mndd. gēwen ‚das
Maul aufreißen, gähnen‘; mndl. gewen, nndl.
geeuwen ‚gähnen‘: < westgerm. *gewōi̯e/a-.
Nach Falk-Torp (= Fick 3 [Germ.]⁴ 133) ist w
< *u̯ ein ableitendes Formans, mit dessen
Fortsetzung auch aisl., nisl. gjá f. ‚Schlucht,
Kluft‘ < *īu̯ō- gebildet ist.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 105; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 2, 1105; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
180; Vries, Ndls. et. wb. 188 f.; Et. wb. Ndl. F-Ka 201.