glostenAWB sw. v. I, nur in Gl. 1,343,39
(10. Jh., alem.) 3. sg. glostat . lucens: ‚glän-
zen; lucere‘ (von der Form her ist jedoch
nicht das Part. lucens, sondern das Verb facit
[offensichtlich in Bezug auf lucens] über-
setzt). Zum späten Auftreten der Endung -at
statt -it vgl. Schatz 1927: § 509; Jacob 1897:
17. — Mhd., nhd. (veraltend) glosten ‚glän-
zen‘, schweiz. glasten ‚strahlen, glänzen‘,
schwäb. glosten ‚glänzen, glimmen‘. Das
einmalige nhd. glost m. ‚Glut‘ ist eine Gele-
genheitsbildung zu glosten (vgl. Dt. Wb. 8,
216).
Ahd. Wb. 4, 311; Splett, Ahd. Wb. 1, 309; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 480; Schützeichel⁶ 136; Starck-Wells
232; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 477; Graff 4,
292; Lexer 1, 1039; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 381
(lucēre); Dt. Wb. 8, 217; Kluge²¹ 262; Kluge²⁴ s. v. —
Schweiz. Id. 2, 650 f.; Fischer, Schwäb. Wb. 3, 707 f. —
Riecke 1996: 374.
Das im Germ. allein stehende ahd. glosten <
westgerm. *glostii̯e/a- ist eine Ableitung des
erst im Mhd. belegten Subst. glost(e) st. f.
‚Glut, Hitze‘ (< *glostō-). Daneben stehen
Formen ohne -t- in mhd. glose st. f. ‚Glut‘ (<
westgerm. *glosō-; davon abgeleitetes west-
germ. *glosi̯e/a- in mhd., nhd. glosen, mndd.
glȫsen ‚glühen, glänzen‘; vgl. ae. glisnian
‚blitzen, blinzeln‘ < westgerm. *glusnii̯e/a-)
und aisl., nisl. glys ‚Schimmer, Glimmer‘ (<
nordgerm. *lusi̯a-). All diese Formen füh-
ren auf eine urgerm. Basis *lus- zurück.
Ahd. glosten wird in der Regel zu glast- (in
glastregan ‚Gewitterregen‘ [s. d.]) gestellt
(weiter auch zu aisl. -glasi [in veðrglasi ‚von
Gewitterschein umleuchtet‘], as. glasa ‚blau-
grau‘ < urgerm. *lasa[n]- ‚glänzend‘; vgl.
Riecke 1996: 374); jedoch ist der Vokalis-
mus urgerm. *u : *a nicht vereinbar.
Fick 3 (Germ.)⁴ 147 f.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 123; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
123; Holthausen, Ae. et. Wb. 133; Bosworth-Toller,
AS Dict. 481; Vries, Anord. et. Wb.² 176; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 381 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 614; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 88.
90.
Westgerm. *glustō- < uridg. *ghh₃usteh₂-,
eine Ableitung von uridg. *ghleHu- ‚leuch-
ten‘ (→ gluoen; dort auch zum möglichen
Ansatz mit *ĝh-), hat keine direkten Entspre-
chungen. Zu vergleichen ist ir. glus ‚Licht‘ <
*ghh₃ustu-. Da die west- und nordgerm.
Formen mit *-sō- bzw. *-i̯a- und die west-
germ. und ir. Formen mit *-sti- bzw. *-stu-
wohl nicht als separate Erweiterungen der
Verbalwurzel *ghleHu- aufzufassen sind,
kann von einer s-Erweiterung in intensiver
Funktion dieser Wurzel ausgegangen werden
(vgl. zu solchen Bildungen Krahe-Meid
1969: 3, § 187), von der einerseits eine ō/i̯a-
Ableitung, andererseits eine ti/tu-Ableitung
vorliegt. Für diese Deutung spricht auch das
Wort aisl. glyrna f. ‚Auge‘ (< *luz-nō-), das
die Kontinuante der Vernerschen Variante
*luz- ist (vgl. Noreen [1923] 1970: § 317,
4).
Walde-Pokorny 1, 627; Pokorny 433; Dict. of Irish G-
115.
S. gluoen.