grillo
Band IV, Spalte 615
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grillo m. n-St., seit dem 10. Jh. in Gl.:
Grille, Heimchen, Zikade; cicada, gryllus,
papilio
Var.: k-, c-; -e-, -y-. Mhd. grille
sw. m./f. Grille, nhd. Grille f. Bezeich-
nung mehrerer zirpender, zu den Heu-
schrecken zählender Insekten
. Der Übertritt
zu den Feminina (seit dem 15. Jh.) beruht auf
Rückbildung aus den Pluralformen (grillen).
Das Wort Grille, eine Entlehnung aus lat.
grillus, gryllus, hat sich vom Süden her aus-
gebreitet und das Wort Heimchen ( heimo)
verdrängt. Seit dem 14. Jh. wurde Grille im
Sinne von wunderlicher Einfall, Laune
verwendet, wohl weil man glaubte, die Grille
könne ins Gehirn kriechen (vgl. den gleichen
gedanklichen Hintergrund bei Ohrwurm).
Sekundär wird das Wort auf mhd. grellen
laut, vor Zorn schreien bezogen.

Ahd. Wb. 4, 424; Splett, Ahd. Wb. 1, 1218; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 492; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells 239.
XLII; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 46 f.; Graff 4,
320; Lexer 1, 1084; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 102 (ci-
cada). 295 (grillus); Dt. Wb. 9, 315 ff.; Kluge²¹ 271;
Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 476 f. A. Lindqvist,
PBB 76 (1954/1955), 236 f.

Wie die Bedeutungsentwicklung zeigt, wur-
den aus dem Hd. entlehnt: mndd. grille
Grille, wunderlicher Einfall, Laune; nndl.
gril Laune; nfries. gril Grille, bizarrer Ein-
fall
; ndän. grille, nschwed. grill Grille.
Dagegen gehen auf das Lat. zurück: me. gril-
le Grille, ält. ne. grylle Grille.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 160; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 216; Vries, Ndls. et. wb. 221; Et. wb.
Ndl. F-Ka 335; Fryske wb. 7, 371; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. 1, 684; ME Dict. s. v.; OED² s. v.;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 347; Nielsen, Dansk et.
ordb. 162; Ordb. o. d. danske sprog 7, 82 ff.; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 299; Svenska akad. ordb. s. v.

Das zuerst bei Plinius d. Ält. belegte lat. gril-
lus, gryllus Grille (> italien. grillo, prov.
grilh, grelh, span. grillo, rum. grier) wird üb-
licherweise als eine Entlehnung aus gr.
γρῦλος, γρῦλλος Grille angesehen. Jedoch ist
für das Gr. nur die Bedeutung Ferkel, Meer-
aal
(vgl. Passow [1841 ff.] 2004: 1, 1, 575) zu
sichern, während die Bedeutung Grille erst
im Byzant.-Gr. wohl unter lat. Einfluß auf-
kommt. Im Lat. liegt wohl eine onomatopoeti-
sche Bildung vor, die womöglich von dersel-
ben Wurzel wie in ahd. grunzen grollen,
murren
(s. d.) herrührt.

Frisk, Gr. et. Wb. 1, 328 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 238;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 622; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 283; Thes. ling. lat. 6, 2, 2334 f. 2340;
Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4382; Meyer-Lübke, Rom.
et. Wb.³ Nr. 3900. P. Kretschmer, Glotta 13 (1924),
132 ff.

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