hûbaAWB f. n-St., nur in Gl., seit dem
10. Jh.: ‚Haube, Mütze, Mitra, Tiara; cidaris,
mitra, ornamentum capitis, pileus, tiara‘
〈Var.: -u-, -ǒ-, -uu-, --〉. — Mhd. hûbe sw. f.
‚Haube, Mütze, Kopfbedeckung eines Ritters
unter dem Helm zur Abwehr des Drucks, ei-
serne Kopfbedeckung des gemeinen Fuß-
volks‘; aus der letzten Bedeutung leiten sich
mehrere Redewendungen ab: jemanden auf
die Haube greifen, klopfen u. ä. ‚jemanden
kämpfend angreifen, zu Leibe rücken‘, je-
mandem auf der Haube sitzen ‚jemanden
scharf beobachten‘, in der Verbindung mit
‚Haar‘: hâr mit hûbe ‚Perücke‘, fachspr.
‚Kopfhülle des zur Beize abgerichteten Fal-
ken‘, nhd. Haube ‚Kopfbedeckung für Frau-
en, Mütze‘, urspr. ‚Kopfbedeckung der ver-
heirateten Frau‘, auch in den Wendungen ei-
ne unter die Haube bringen ‚verheiraten‘,
unter die Haube kommen ‚geheiratet wer-
den‘.
Ahd. Wb. 4, 1311; Splett, Ahd. Wb. 1, 406; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 566; Schützeichel⁶ 168; Starck-Wells 288.
XLIII; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 417 f.; Graff
4, 753; Lexer 1, 1372; 3, Nachtr. 250; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 118 (cidaris); Dt. Wb. 10, 562 ff.; Kluge²¹
293; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 514. — Heyne 1899—
1908: 3, 70 f. 297—299. 320; H.-F. Foltin, DWEB 3
(1963), 1—293, bes. 195—197; DRW 5, 239 f.; Röhrich
2004: 2, 674 f.
Ahd. hûba entsprechen in anderen west- und
in nordgerm. Sprachen: as. hūva sw. f. ‚Haube,
Hut‘, mndd. hūve f. ‚Haube, größere Kopfbe-
deckung für Männer und Frauen‘ (westfäl.
‚Bienenkorb‘); mndl. huve ‚Kopfbedeckung
für Männer und Frauen‘, auch übertragen auf
andere bogenförmige Abdeckungen, nndl. huif
f. ‚Kopfbedeckung‘; afries. hūve, houwe f.
‚Haube‘, nfries. hüfe, hūfe ‚Haube, Bienen-
korb, Geldbeutel‘, in der Wendung hē hed wat
in de hüfe ‚er hat etwas zurückgelegt, ist
wohlhabend‘; ae. hūfe f. ‚Haube, Kopfbedek-
kung‘, me. hŏuve, hufe, hove ‚dss.‘, ne. veral-
tet houve, hoove ‚dss.‘; aisl., nisl. húfa f.
‚Kappe, Mütze, Gewölbe‘, fär. húgva, ndän.
hue, nnorw., nschwed. huva f. ‚Haube‘: < ur-
germ. *χūōn- f. ‚die nach außen, oben Ge-
wölbte‘.
Das Subst. wurde aus dem Nordgerm. in das Ostseefinn.
entlehnt: karel. kupu ‚Vogelkropf, Kuppel‘, lüd. kubu
‚dss.‘, weps. kubu ‚Vogelkropf‘, wot. kupo ‚dss.‘, estn.
kubu, kobo ‚Vogelkropf‘.
Neben dem f. ōn-St. existiert ein m. a-St. ur-
germ. *χūa-, der in anord. húfr m. ‚Schiffs-
bauch‘, nisl. húfur, nnorw. huv ‚Beule‘ fortge-
setzt ist, und ein langsilbiger f. i-St. ae. hȳf,
me. hīve, ne. hive ‚Bienenkorb‘ < urgerm.
*χūi-. Allen drei Stämmen ist das semanti-
sche Merkmal ‚Wölbung, Ausgewölbtes‘ ge-
meinsam.
Fick 3 (Germ.)⁴ 94; Holthausen, As. Wb. 38; Wadstein,
Kl. as. Spr.denkm. 196; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 403 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
403 f.; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 772 ff.; Franck,
Et. wb. d. ndl. taal² 266; Suppl. 73; Vries, Ndls. et. wb.
271; Et. wb. Ndl. F-Ka 474; Holthausen, Afries. Wb.²
48; Richthofen, Afries. Wb. 827 (s. v. hove); Doornkaat
Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 2, 111 f.; Holthausen, Ae.
et. Wb. 177; Bosworth-Toller, AS Dict. 565; Suppl. 569;
Suppl. 2, 42; ME Dict. s.vv.; OED² s. v. †houve, hive n.;
Vries, Anord. et. Wb.² 264 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
204; Bjorvand, Våre arveord 409 f.; Fritzner, Ordb. o. d.
g. norske sprog 2, 78; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 131; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 426; Niel-
sen, Dansk et. ordb. 188; Ordb. o. d. danske sprog 8,
575 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 232; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 374; Svenska akad. ordb. s. v.; Kylstra,
Lehnwörter 2, 128.
Im allgemeinen wird ahd. hûba usw. zur Wz.
uridg. *keu̯bh- ‚sich beugen, ducken‘ gestellt,
die in gr. κύπτω ‚ducke mich, beuge mich vor‘
< präs. *kubh-i̯é/ó- fortgesetzt ist. Von der
schwundstufigen Wz. sind auch ai. kubhrá- m.
‚großhöckeriger Stier‘ < uridg. *kubh-ró- so-
wie gr. κῡφός ‚gebückt, buckelig, krumm‘ <
urgr. *kūbhó- (mit wahrscheinlich sekundärem
-ū-; LIV² 358) und gr. κύφων, -ωνος m.
‚Krummholz am Pflug‘ (mit individualisie-
rendem n-Suffix; Schaffner 2001: 526) gebil-
det. Doch bereitet diese Zusammenstellung
Schwierigkeiten, da der germ. Langvokal *-ū-
im Unterschied zu kurzvokalischem ai.
kubhrá- und den angeführten gr. Wörtern den
Ansatz einer laryngalhaltigen Wz. erfordert.
Urgerm. *χūōn- könnte demnach auf eine
Wz. uridg. *kuHbh- zurückgeführt werden (zu
seltenen germ. Bildungen mit *-ū- neben *-u-
als neue Vollstufe nach dem Muster i : ī < ī, ei
= u : x; x = ū s. Lühr 1988: 319 f.). Möglich ist
aber auch ein Ansatz uridg. *kuHp- mit
stimmlosem Labial, wenn die Betonung ur-
sprünglich nicht auf der Wurzel lag. Auszuge-
hen wäre dann von einem obliquen Kasus der
hysterodynamischen n-Stämme. Dann ließe
sich urgerm. *χūōn- wohl mit lat. cūpa f.
‚Kufe, Tonne‘ (entlehnt in ahd. kuofa [s. d.]) <
*kuHp-ah₂- und ai. kpa- m. ‚Grube, Höhle,
Brunnen‘ < *kuHp-o- verbinden. Der Bedeu-
tungsunterschied zwischen den germ. und
lat./gr. Wörtern könnte dabei über das seman-
tische Merkmal ‚Gewölbtes‘ vermittelt wer-
den: lat. cūpa und ai. kúpa- ‚nach innen Ge-
wölbtes‘ vs. ahd. hûba usw. ‚nach außen Ge-
wölbtes‘.
Anders R. Beekes, HS 109 (1996), 226, der in
ahd. hûba usw. < *kubh- vor allem wegen der
Wurzelstruktur ein alteuropäisches Lehnwort
sieht.
Walde-Pokorny 1, 374 f.; Pokorny 590 f.; LIV² a. a. O.;
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. 1, 232. 253; ders., Et.
Wb. d. Altindoar. 1, 368. 385; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 287;
2, 52; Chantraine, Dict. ét. gr. 601; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. 1, 310 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 158.
— Schrijver 1991: 245 f.; M. de Vaan, HS 112 (1999),
10 f.