knocho* m. n-St., nur Gl. 3,73 Anm.
10 (12. oder 14. Jh., wohl mfrk.) knoche .
internodium: ‚Knochen; internodium‘. Der
Eintrag ist wohl mhd. (das Wort ist im Ahd.
Wb. nicht aufgenommen). — Mhd. knoche
sw.m. ‚Knochen, Astknorren, Fruchtbolle‘,
nhd. Knochen m. ‚harter, hauptsächlich aus
Kalk bestehender Teil des Skeletts, (ugs.)
Glieder, Gliedmaßen, männliche Person,
Schraubenschlüssel‘. Daneben stehen For-
men, die auf eine Geminate zurückgehen
(dazu s. u.): mhd. knoc m. ‚Nacken‘, früh-
nhd. (obd.) knocke ‚Knöchel‘.
Splett, Ahd. Wb. 1, 470; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 670;
Schützeichel⁷ 179; Starck-Wells 338; Schützeichel,
Glossenwortschatz 5, 273; Bergmann-Stricker, Kata-
log Nr. 882; Lexer 1, 1650; Dt. Wb. 11, 1454 ff.; Klu-
ge²¹ 384; Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 681. — Riecke
2004: 2, 149.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. knōke, knāke m. ‚Knochen‘; mndl.
cnoke, nndl. knook ‚Knochen, Knoten, Wir-
bel, Gelenk‘; ndän. dial. knoge ‚Knochen‘,
nnorw. dial. knoke ‚hervorstehender Kno-
chen am Knie und Ellenbogen‘, aschwed.
knoka f., nschwed. dial. knoka ‚Knochen‘: <
urgerm. knukan/ōn-.
Dazu gehört als Fortsetzer des sw. Stamms
urgerm. *knukk- (mit *-kk- < *-kn´-), auch
urgerm. *knukka(n)/ōn-, fortgesetzt in mndd.
knocke f. ‚Flachsbündel‘; andfrk. (in To-
ponymen) knok, mndl. cnocke, nndl. knok
‚Wirbel, Gelenk‘; nschwed. dial. knokka
‚Bündel‘; vgl. me. knicche ‚Bündel‘ <
*knukkii̯ōn-; für das Ae. ist ein solches
Subst. aus der Ableitung ae. cnyccan ‚bin-
den‘ zu erschließen.
Dieses stellt sich als Ableitung mit dem
Suffix urgerm. *-k- in diminutiver Funktion
(zum Suffix vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 153)
zur schwundstufigen Wz. in urgerm. *kneu̯a-
‚Knie‘ (s. kneo). Der Knochen bezeichnet
also urspr. das kleine Knie oder das Knie-
artige.
Fick 3 (Germ.)⁴ 50; Lasch-Borchling, Mndd. Hand-
wb. 2, 1, 600; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 504;
ONW s. v. knok; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
1636 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 326 f.; Vries,
Ndls. et. wb. 338 f.; Et. wb. Ndl. Ke-R 94; Holthausen,
Ae. et. Wb. 55; Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl. 131;
Suppl. 2, 16; ME Dict. s. v. knicche n.; Torp, Nynorsk
et. ordb. 299; NOB s. v. knoke; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 480; Svenska akad. ordb. s. v. knoka. — Lühr
1988: 219 f.
Nicht direkt mit urgerm. *knukan/ōn- ‚Kno-
chen‘ vergleichbar ist gr. γνύξ ‚knielings, auf
den Knien‘, da dessen -ξ analogisch nach
πύξ ‚mit der Faust‘ bzw. λάξ ‚mit der Fer-
se‘ übernommen ist (vgl. Schwyzer, Gr.
Gramm.² 1, 620). Zur weiteren Etymologie s.
kneo.
Wohl nicht zutreffend ist die übliche Zu-
ordnung dieser Gruppe zur Verbalwz. uridg.
*gen- ‚drücken‘.
Walde-Pokorny 1, 582; Pokorny 372; Frisk, Gr. et.
Wb. 1, 317; Chantraine, Dict. ét. gr. 230; Beekes, Et.
dict. of Gr. 1, 280.