koggo¹AWB m. n-St., seit dem 12. Jh. in Gl.:
‚Kogge; musculus‘ 〈Var.: -cho-, -gch-〉. In
den Wörterbüchern findet sich regelmäßig
als Lemmaansatz kocko, was jedoch die
nicht-frk. Lautform ist (man wird kaum die
ahd. Form etymologisch von den Verwand-
ten in den anderen germ. Sprachen trennen
wollen). — Mhd. kocke sw.m. ‚breitgebautes
Schiff mit rundlichem Vorder- und Hinterteil
(im Gegensatz zu den länglichen Galeeren)‘
(die Schreibung -ck- kann auf urgerm. *--
zurückgehen; vgl. Paul 2007: § L 102 [S.
156] ). Die nhd. Lautform Kogge f. ‚vom 13.
bis 15. Jh. als Handels- und Kriegsschiff
verwendetes, bauchiges Segelschiff mit ho-
hen Aufbauten auf Bug und Heck‘ ist aus
dem Mndd. entlehnt.
Ahd. Wb. 5, 299; Splett, Ahd. Wb. 1, 472; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 671; Schützeichel⁷ 180; Starck-Wells
339. 851; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 279;
Graff 4, 361; Lexer 1, 1661; 3, Nachtr. 277; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 373 (musculus); Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 420 (musculus); Dt. Wb. 11, 1565; Kluge²¹
410; Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 687. — DRW 11,
1164 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen
(sämtlich mit der Bed. ‚Kogge, Schiff‘):
mndd. kogge m./n.; frühmndl. cocghe, mndl.
cogge, nndl. kog, kogge; afries. kogga m./f.?,
nwestfries. kogge; me. cogge, ne. (veralt.)
cog; aisl., nisl. kuggi m., ndän., nnorw.,
nschwed. kogge: < urgerm. *kuan-.
Eine andere Stammbildung weisen aisl.
kuggr, nisl. kuggur, ndän. kog, nnorw. kogg,
aschwed. kogger m., nschwed. kogg ‚kleines
Fahrzeug ohne Kiel‘ < urgerm. *kua- auf.
Die germ. Wörter werden häufig als Lehn-
wörter aus afrz. cogue, coque ‚Schiff,
Kriegsschiff‘ angesehen. Jedoch scheinen
einige frühe Belege, und zwar Cokingi (Ann.
Bertiniani a. 867, wo von einem Aufstand
der Cokingi berichtet wird, die friesische
Seeleute und Bootsbauer sind und auf
friesischen Schiffen Dienst taten) und
zweimaliges cogsculd ‚Schiffs- und Fische-
reizoll‘ (aus zwei Utrechter Urkunden aus
den Jahren 948 und 949; vgl. DRW 7, 1165),
darauf hinzudeuten, dass das Wort einhei-
misch und nicht aus dem Rom. entlehnt ist.
Aus dem Germ. ist das Wort auch in lett.
kuģis ‚Schiff‘ übernommen.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 607; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 513 f.; VMNW s. v. cocghe;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 1677 f.; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 331; Suppl. 90; Vries, Ndls. et. wb.
343; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 277; Fryske wb.
11, 184; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 81; ME Dict. s. v.
cogge n.¹; OED² s. v. †cog n.¹; Vries, Anord. et. Wb.²
333; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 310. 1063; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 356 f.; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 164; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
1, 559; Magnússon, Ísl. Orðsb. 514 f.; Ordb. o. d.
danske sprog 10, 993. 1104; NOB s. vv. kogg, kogge;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 521; Svenska akad. ordb.
s. v. kogg. — Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 2,
300; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 434.
Urgerm. *kua(n)- ist eine Ableitung von
der Verbalwz. uridg. *geh₂u- ‚biegen‘ mit
Erweiterung vorurgerm. *-gh- (*gh₂u-gh-),
die sich vielleicht auch in poln. guga ‚Beu-
le‘, lit. gugà ‚Knopf am Sattel, Buckel, Hü-
gel‘ findet (vgl. auch nruss. gúglja ‚Beule‘,
lit. gaũgaras ‚Gipfel‘; für die slaw. Wörter
ist jedoch auch eine Vorform mit *-g-
möglich). Somit war, wie auch bei ahd. kiol
(s. d.), die runde Form des Schiffes das
Benennungsmotiv.
Urgerm. *-- lässt sich entweder als Aus-
gleich aus einem Paradigma urgerm. *ku-
an-, ku-n-´ erklären oder als expressive
Gemination bei Wörtern für Rundes.
Walde-Pokorny 1, 558 f.; Pokorny 394; Berneker,
Slav. et. Wb. 1, 361; Trubačëv, Ėt. slov. slav. jaz. 7,
168; Derksen, Et. dict. of Slav. 201; Vasmer, Russ. et.
Wb. 1, 317; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 1, 470; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 175.