kreta, krota
Band V, Spalte 779
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kreta, krota f. ō(n)-St., seit dem 10. Jh.
in Gl.: Kröte; bufo, rana, rubeta, rudus
Var.: c(h)-; -d-, -tt-. Das Wort erscheint
auch in ON (vgl. Förstemann [190016]
196668: 2, 1, 1732 f.). Mhd. krot(t)e, krot
st./sw.f. Kröte, nhd. Kröte f. dem Frosch
ähnliches, plumpes Tier mit breitem Kopf,
vorquellenden Augen und warziger, Gift-
stoffe absondernder Haut, (ugs. scherzhaft)
kleines Kind, besonders Mädchen, (ugs.
abwertend) Person, die als dumm, wider-
wärtig, bösartig angesehen wird, (salopp)
Geld
; die nhd. Form mit -ö- ist als Ver-
mischung der -e- und -o-Lautung zu deuten.

Ahd. Wb. 5, 401 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 484; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 680. 683; Schützeichel⁷ 183; Starck-
Wells 346. 348; Schützeichel, Glossenwortschatz 5,
337 f. 351; Graff 4, 593; Lexer 1, 1750 f.; 3, Nachtr.
284; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 83 f. (bufo). 501 (ru-
beta); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 552 (rana); Dt. Wb.
11, 2414 ff.; Kluge²¹ 408; Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et.
Wb.² 737 f. Braune-Reiffenstein 2004: § 50 Anm. 2;
Riecke 2004: 1, 138; RGA² 10, 109.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. krōde, krāde, krȫde f.; mndl. crode,
crade, nndl. dial. krodde Kröte: < urgerm.
*kređō(n)-, *krutt-.

Diese Formen sind wohl von ält. ndän. gro-
de, nnorw. (nn.) gro, nschwed. groda Kröte
zu trennen. Deren älteste Form ist offenbar
einfaches gro, wobei -de sekundär nach den
mndd. Wörtern für Kröte angefügt wurde.

Fick 3 (Germ.)⁴ 51 f.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 678; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
574; Vries, Ndls. et. wb. 364; Falk-Torp, Norw.-dän.
et. Wb. 1, 349; Torp, Nynorsk et. ordb. 183; NOB s. v.
(nn.) gro; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 301; Svenska
akad. ordb. s. v. groda. Verdam [1911] 2002: 313.

Urgerm. *kređō(n)-, *krutt- geht auf ein
einheitliches Paradigma mit Ablaut e-Stufe :
Schwundstufe (*-re- : *-- mit urgerm. *-ru-
statt *-ur- nach der e-Vollstufe) zurück. Es
handelt sich also um kein Substratwort.

Die Verknüpfung mit gr. βάτραχος Frosch,
das in unterschiedlichen Lautformen vor-
liegt, etwa ion. βάθρακος, βότραχος, βρό-
ταχος, (Hes.) βρατάχους βατράχους, (Hes.)
βρούχετος ... βάτραχον δὲ Kύπριοι wird in
den neueren etymologischen Wörterbüchern
als unwahrscheinlich abgelehnt. Wie S. Neri
(in Neri-Ziegler 2012: 96 f.) aber überzeu-
gend zeigt, kann die Verbindung aufrecht
erhalten werden. Die germ. Wörter setzen
dabei ein Paradigma uridg. *gredh-on- :
*gdh-n- fort. Für das gr. Wort ist so von
einer Vorform urgr. *gth--kho- auszu-
gehen, die wohl mit Labialdissimilation aus
uridg. *gdh--bho- (mit dem in Tiernamen
häufig vorkommendem Suffix *-bho-)
stammt. Auf eine nämliche Vorform geht
auch ai. gardabhá- Esel zurück, alles Ab-
leitungen von der Verbalwz. uridg. *gredh-
langsam gehen > lat. gradior schreite (<
*gredh-é/ó-), jav. aiβi-gǝrǝδmahi wir
beginnen
wir gehen los (< *-gdh-més
+ i).

Die Kröte ist somit das langsam gehende
Tier
. Die Annahme eines onomatopoeti-
schen Ursprungs ist so nicht notwendig.

Wohl sicher zu trennen ist diese Gruppe
von mlat. bruscus Frosch, das nach gän-
giger Ansicht aus dem Germ. entlehnt ist
(vgl. auch rum. broasc) oder zu lat. ruscus
Kröte gehört. ruscus wird jedoch zumeist
als identisch mit lat. rūscus f., -um n.
Mäusedorn betrachtet.

Von Wood 1902: 6 wurde eine Verbindung
mit dem Verb krazzôn kratzen (s. d.) er-
wogen. Doch weist dieses Verb auf urgerm.
*-t-. Man müsste also mit einer Wz.variante
mit urgerm. *-đ- (< uridg. *-d- : *-dh-)
rechnen.

Walde-Pokorny 1, 698 f.; Mayrhofer, KEWA 1, 327 f.;
ders., EWAia 1, 473; Bartholomae, Airan. Wb.² 514 f.;
Frisk, Gr. et. Wb. 1, 226 f.; Chantraine, Dict. ét. gr.
169 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 206 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 1, 117; 2, 455. Hirt 1921: 187;
Ernout [1909] 1928: 128; E. P. Hamp, Živa antika 26
(1976), 333 f.; E. Polomé, in Bremmer 1993: 61.

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