dempfen sw. v. I: ‚bedrängen, erwürgen, er-
sticken, töten, suffocare, necare‘ 〈Var.: themfen,
tempfen, demfen〉; prät. thamfta mit Rückum-
laut; zu d im Ahd. → dampf. — Mhd. dempfen,
nhd. dämpfen.
Splett, Ahd. Wb. I, 124; Schützeichel⁴ 87; Starck-
Wells 93; Graff I, 417; Schade 95. 99; Tatian 455;
Sehrt-Legner, Notker-Wortschatz 504; Raven, Schw.
Verben d. Ahd. I, 225; Krüer, Bindevokal 140 f.; Lexer
I, 417; Benecke I, 331; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 565
(suffocare); Dt. Wb. II, 717 ff.; Dt. Wb.² VI, 180 f.
(doch wird für demfen ‚urgere‘ Notker unnötigerweise
auch Ableitung von → dampf erwogen); Kluge²¹ 121;
Kluge²² 127; Pfeifer, Et. Wb. 254.
Entsprechungen in den germ. Sprachen sind: as.
dempian ‚ersticken‘, mndd. dempen ‚dämpfen,
auslöschen‘ (woraus nschwed. dämpa; nnorw.
dempe; ndän. dæmpe ‚dämpfen‘); mndl. dempen
‚ersticken, unterdrücken‘; nostfries. dempen
‚dämpfen, ersticken, töten, löschen‘. Während
es sich bei diesen Verben um deverbale Bildun-
gen handelt (s. u.), ist das im Ndl. bei Kiliaan
bezeugte Verb dempen ‚dampfen‘ (nndl. dempen
‚dämpfen‘) wie mndd. dampen (woraus ndän.
dampe ‚dampfen, qualmen‘), me. dampen eine
Ableitung von dem Subst. damp (ne. damp
‚dämpfen, niederschlagen‘ [häufig seit ca.
1530], nndl. dampen [seit dem 16. Jh.]; ebenso
nhd. dampfen [seit dem 17. Jh.] von Dampf).
Die Bedeutungen ‚zuschütten‘ bzw. ‚dichtma-
chen, stopfen‘ von mndd. bzw. nostfries. dem-
pen (afries. thampene, thempene f. ‚Verstop-
fung, Verdämmung‘), die der Bedeutung von
nndl. dempen ‚zuschütten, füllen‘ entsprechen,
weisen dagegen auf mhd. ver-temmen, mndd.
demmen, afries. demma, damma, ae. demman,
got. faur-dammjan ‚versperren, eindämmen‘,
eine Ableitung von dem Wort Damm. Mögli-
cherweise ist p wie in anderen Fällen in lautsym-
bolischer Funktion angetreten (zu p in Bewe-
gungs- und Schallwörtern s. Lühr, Expressivität
184 f.). Dagegen ist Francks, Et. wb. d. ndl. taal²
111 Annahme, daß nndl. dempen ‚zuschütten‘
aus dem Part.Prät. gedem(p)t von mndd. dem-
men ‚eindämmen‘ unter dem Einfluß von dem-
pen ‚auslöschen‘ entstanden sei, unwahrschein-
lich, da die Bedeutungen ‚auslöschen‘ und ‚zu-
schütten‘ zu weit auseinander liegen.
Urgerm. *đamp(i)jan-, eigentlich ‚rauchen ma-
chen‘, ist das Kausativ zu der Vorform des st. v.
mhd. dimpfen ‚dampfen, rauchen‘ (prät. dampf),
das im Mndd. durch das Part. Prät. gedumpen
vertreten ist. Die Ablautstufe des Part.Prät.
zeigt das sw. Verb nndd. dümpen ‚dämpfen, er-
sticken, erdrosseln‘.
Fick III (Germ.)⁴ 201; Holthausen, As. Wb. 12; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 176; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 411; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
478; Schambach, Wb. d. ndd. Mda. 51; Verdam,
Mndl. handwb. 132; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 111;
Vries, Ndls. et. wb. 111; Holthausen, Afries. Wb.²
109; Richthofen, Afries. Wb. 1067; W. van Helten, IF
19 (1906), 184; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. I, 290; OED² IV, 232; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
966; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 175; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 60; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 169;
F. Holthausen, Zfvgl.Spr. 70 (1951—52), 204; Walde-
Pokorny 851; Pokorny 247.