enti¹
Band II, Spalte 1080
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enti¹AWB m. n. ja-St., seit dem 8. Jh.: Ende,
Grenze, Rand, Spitze, (Vorder-)Seite, Aus-
gang, Untergang, Tod, Ziel, Ergebnis, finis,
ora, consummatio
, pl. Gebiet, Land die Be-
deutung Spitze erscheint nur im Hildebr. und
Gl. 1, 282, 64 spizzi enti obonontigi iuga mon-
tis
(Lühr, Stud. z. Hildebrandlied 533) Var.:
Pa, K a-; -d-; eint-; zu ei- besonders in alt-
alem. Gl. s. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 26 Anm. 4;
Franck, Afrk. Gr.² § 13, 2; Schatz, Abair. Gr.
§ 20. Mhd. ende st. m. n. Ende, Ziel, Rich-
tung, Seite, Anfang; Art und Weise, Tier-
schwanz
, nhd. Ende (seit dem 18. Jh. sw. pl.
Enden).

Ahd. Wb. III, 298 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 183; Schütz-
eichel⁴ 102; Starck-Wells 126 f. (doch Vermengung
mit den Belegen von endi; s. d.). 804. 842; Graff I,
354 ff.; Schade 22; Lexer I, 549; Benecke I, 430; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 236 (finis); Dt. Wb. III,
447 ff.; Kluge²¹ 165; Kluge²² 178; Pfeifer, Et. Wb.
357.

Ahd. enti entspricht: as. endi m. Ende, Anfang,
Deutung, Zweck, Bedeutung, Inhalt
, mndd. n-
de, eynde m., seltener n. Ende, Äußerstes,
Letztes, Seite, Begrenzung eines Gegenstandes
;
mndl. e(i)nde, eende, inde, ent, int m. n. Rand,
Grenze, Ende, Anfang, Gebiet
, nndl. eind(e) n.
Ende, Strecke; afries. enda, einde, ein(d) m.
Ende, Endurteil, nwestfries. ein(de), nostfries.
ende, enn(e) Ende, Erstreckung, Erhebung;
ae. ende m. Ende, Schluß, Grenze, Podex,
Viertel, Art, Tod
, me. e(e)nde, eynde, (y)inde
n. Ende, Ziel, Tod, Zweck, Ergebnis, Gebiet,
ne. end (in East End, West End noch die alte
Bedeutung Gebiet); aisl. endir, endi (mit Um-
bildung zum n-St. z. B. vom Dat. Sg. ende aus;
s. Noreen, Gesch. d. nord. Spr. § 195, 4) m. En-
de
, nisl. endi(r), nnorw., ndän. ende (die Be-
deutung Zweck stammt aus dem Dt.),
nschwed. ände, ända Ende, Hintern; got. an-
deis m. Ende, τέλος: < urgerm. *anđija-.

Den germ. Sprachen gemeinsam sind die Bedeu-
tungen Stückchen, Stumpf (vgl. nhd. ein End-
chen Tau, nndd. ēn ende tou, ne. rope-end,
ndän. tovende) und Podex (vgl. mhd. ende
Tierschwanz, nndl. endeldarm Mastdarm, ae.
end-wærc Schmerzen im Anus).

Fick III (Germ.)⁴ 13; Holthausen, As. Wb. 16; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 97 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 94 f.; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 537 f.; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 659 f.; VI, 119 f.; Verdam, Mndl.
handwb. 164; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 152; Vries,
Ndls. et. wb. 153 f.; Holthausen, Afries. Wb.² 10;
Richthofen, Afries. Wb. 706; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. I, 395 f.; Dijkstra, Friesch Wb. I,
326 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 90; Bosworth-Toller,
AS Dict. 250; Suppl. 187 f.; ME Dict. E-F, 112 ff.;
OED² V, 220 ff.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 313; Vries,
Anord. et. Wb.² 102; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 30;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 50; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog I, 332 f.; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 193; Torp, Nynorsk et. ordb. 89; Hell-
quist, Svensk et. ordb.³ 1438; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 49; Lehmann, Gothic Et. Dict. A-174; A. Eben-
bauer, PBB 95 (Tübingen, 1973), 172 Anm. 20.

Gleiche Bildeweise und gleichen Akzentsitz wie
die vorurgerm. Vorform von ahd. enti, *antó-
[**Hantó-], zeigt das Adj. gr. ἀντίος gegen-
überstehend, entgegengesetzt
. Auf einem o-
Adj. beruhen auch lat. Festus-Paulus antiae
muliebres capilli demissi in frontem, Gl. antiō-
per πρὸ τούτου. Jungved. ántya- am Ende be-
findlich
ist dagegen eine junge Ableitung von
aind. ánta- (s. u.) und steht in keinem Erbzu-
sammenhang.

Wie heth. a-an-za / hant-s/ Vorderseite,
Stirn
zeigt, liegt ein Wurzelnomen uridg. star-
ker Kasus *ánt-s [**Hánt-s] vor ( ant-, in-
ti
), dessen schwacher Kasus instr. sg. *t-
[**H-téH₁] usw. ( unt-, untaz, unti, unz,
unza, unzi) gelautet haben dürfte. Fortsetzun-
gen des regulären Lokativs uridg. *ánt-i
[**Hánt-i] auf der Vorderseite, gegenüber
begegnen in: heth. ant getrennt, gesondert;
aind. ánti sich gegenüber, vor sich, nahe; gr.
ἀντί angesichts, gegenüber (in der Anastrophe
unverändertes ἀντί deutet wie im Falle von ἀμφί
auf ursprl. ἀντί; s. Schwyzer, Gr. Gram.² II,
437. 441); lat. ante vor; arm. ǝnd(-) Präverb
auf, präp. für, anstatt (mit gen.), längs, über
(an, auf) etwas hin
(mit akk.) (zur Bedeutung
vgl. got. and; s. u.; dagegen arm. ǝnd unter <
*dh-; untar); aisl. enn, en, aschwed. æn
aber. Ein a-Kasus, ebenfalls in lokativischer
Funktion (vgl. heth. katta hinab, herab, gr. κα-
τά von herab), ist in gr. ἄντα gegenüber, ins
Gesicht
, lit. añt, älter anta nach hin, auf,
über
(mit gen.), got. and präp. entlang, über
hin, auf hin
usw. (auch < vorurgerm. *antí;
ant-) fortgesetzt (R. Lühr, Mü. Stud. z.
Spr.wiss. 38 [1979], 120 ff.).

Der o-Stamm uridg. *antó- [**Hantó-], der
u. a. ahd. enti zugrundeliegt, dürfte eine adjekti-
vische Ableitung von der bereits im Uridg. zum
Adv. erstarrten Form uridg. *ánt-i [**Hánt-i]
sein; vgl. vorurgerm. *alo- anderer als Ablei-
tung von einem Adv. *ali- ( elichôr). Vorur-
germ. *antó- gegenüberstehend, zu dem mit
oppositivem Akzent ein Subst. *ánto- das Ge-
genüberliegende, vor einem Liegende
> dem
Gegenüber zugekehrte Seite, Stirn
gebildet
wurde ( endi), ist substantiviert worden und
hat dabei die Bedeutung Ende angenommen;
zur Bedeutungsentwicklung zu Spitze im Ahd.
vgl. heth. antezzi()a- erster (< *anta-to-;
G. Klingenschmitt mündlich), keilschriftluw.
hantil(i)- erster.

Gegenüber uridg. *ánt-s [**Hánt-s] stellen
aind. ánta- m. Rand, Saum, Grenze, Ende <
*ánto-, toch. A ānt, B ānte Stirn, Oberfläche
< *anto- Thematisierungen des Wurzelnomens
und air. étan m. Stirn < *anto-no- eine Wei-
terbildung der Thematisierung dar.

Walde-Pokorny I, 65 ff.; Pokorny 48 ff.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. I, 35 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar.
I, 75; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 64; Frisk, Gr. et. Wb. I,
112 ff. (doch ἄντα Akk. des Wurzelnomens und nicht
a-Kasus; s. o.); Chantraine, Dict. ét. gr. I, 91 f.; Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 53 f.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 36 f.; Hübschmann, Arm. Gr. I, 447;
Fick II (Kelt.)⁴ 15; Dict. of Irish E-212; I-210 ff.;
Tischler, Heth. et. Gl. I, 149 ff.; Windekens, Le tokha-
rien 15. 70.

Lat. antēs, -ium Reihen (von Berittenen, Weinstök-
ken, Pflanzen)
, ursprl. Fronten, (seit Cato) ist mit
keinem Kasus des Wurzelnomens in Beziehung zu set-
zen, da es als militärischer Terminus technicus nach
frontēs, -ium Fronten gebildet sein dürfte.

Das im Air. häufig bezeugte Wort ind, inn Ende,
Spitze, Haupt
(Dict. of Irish I-210 f.; vgl. akymr. or
cled hin limite leuo) ist nicht identisch mit ahd. enti
(anders Fick II [Kelt.]⁴ 33; Falk-Torp, a. a. O.: Vor-
form *andho-); s. Wh. Stokes, IF 12 (1901), 192;
Walde-Pokorny I, 67 Anm. 1.

S. auch endi, endîn, entogilîh, entôn, erdenti.
obanenti, unenti, weraltenti.

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