beresbotoAWB m. n-St. ‚(Getreide-)Unkraut, ziza-
nia‘. Das Wort kommt mehrmals bei Tatian
vor, auch einmal in einer entstellten Form uers-
botdo Gl. 3,403, 59; volkstümliche Umdeutun-
gen des Wortes sind wohl auch merispoto: vacua
avena Gl. 2, 496, 54 und (turđ uel) chursboto:
auena 2, 571, 51 (s. d. d.).
Ahd. Wb. I, 898; Schützeichel³ 14; Starck-Wells 47;
Graff III, 81 f.; Schade 51; Köbler, Lat.-germanist.
Lex. 465; E. Björkman, Zfdt. Wortf. 3 (1902), 295 (s.
v. merispoto); Fischer-Benzon, Adt. Gartenflora 213
(Versbotde); Grimm, Dt. Gr.a II, 593; III, 368; E. Gut-
macher, PBB 39 (1914), 263.
Das Wort ist etymologisch dunkel, wohl in er-
ster Linie deshalb, weil schon die bei Tatian
vorkommende Form beresboto volksetymolo-
gisch entstellt sein kann; ja, selbst Wissen-
schaftler der neueren Zeit haben sich bei ihren
Deutungen dieses Wortes durch Volksetymolo-
gien verführen lassen: nach Grimm, Dt. Gr.a II,
593 heißt es „baccae nuntius, index“ (ahd. beri
‚Beere‘ + boto ‚Bote‘), eine Etymologie, die
noch bei Zipper, Et. Gl. to OHG Tatian 19 zu
finden ist; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 263 setzt
den ersten Teil der Zss. mit bêr ‚Eber‘ gleich (so
stehe chursboto für *ebursboto), ohne den zwei-
ten Teil näher zu bestimmen.
Die einzige irgendwie ernst zu nehmende Ety-
mologie wurde von E. Björkman, a.a.O. vorge-
schlagen: das Wort sei eine Zss. aus idg.
*bhar(e)s- ‚Gerste, Borstenähre, Grannenkorn‘
(lat. far, farris ‚Dinkel, Spelt‘, farīna ‚Mehl‘; ae.
bere ‚Gerste‘; aisl. barr ‚Getreide‘; got. barizeins
‚aus Gerste‘; s. Pokorny 111 und → bergita)
und einer Ableitung der Basis *bheu̯ā- ‚wach-
sen, werden‘, wie sie in gr. φυτόν ‚Gewächs,
Pflanze‘ begegnet. Ahd. beresboto wäre dem-
nach ‚was in der Gerste oder im Korn wächst‘
(er vergleicht dt. Kornblume). Diese plausible
Deutung leidet nur darunter, daß beide Teile
der Zss. rekonstruiert werden müssen: idg.
*bhar(e)s-, das zwar im Germ. vorkommt, fehlt
sonst im Ahd. — es sei denn, daß man es auch in
dem dunklen Wort bergita (s. d.) finden will;
eine dem gr. φυτόν entsprechende Bildung ist
im Germ. sonst unbekannt.
Björkmans weitere Verknüpfung mit „ahd. butta, me.
budde“ ist wohl ganz hinfällig: ein ahd. *butta exi-
stiert nicht; er denkt viell. an mhd. butte ‚Hagebutte‘,
das aber wahrscheinlich aus dem Mndd. entlehnt ist
(vgl. nnd. butt ‚stumpf‘ und mit hdt. Lautung nhd.
mdartl. butzen ‚Kerngehäuse des Obstes‘; zu ver-
wandten Formen → agabûz und vgl. Marzell, Wb. d.
dt. Pflanzennamen III, 1403; Kluge²¹ 114 [Butte(e)].
115 [Butzen]. 281 [Hagebutte]); spätme. budde, ne.
bud ‚Knospe‘ ist unbekannter Herkunft, aber wegen
des verschiedenen Dentals wohl von ndd. butte zu
trennen (s. Oxford Dict. of Engl. Et. 123).