blîoAWB n. wa-St., Gl., Bened.regel, Notker,
W. Ps.: ‚Blei, plumbum‘ 〈Var.: blio, plio, plie,
bli, pli, plivves (gen. sg.), blige (dat. sg.; vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 110 Anm. 3. 117)〉. —
Mhd. blî; nhd. Blei.
Ahd. Wb. I, 1218 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 81; Schütz-
eichel⁴ 78; Starck-Wells 66; Graff III, 239; Schade
76; Lexer I, 305; Benecke I, 204; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 442; Dt. Wb. II, 88 f.; Kluge²¹ 83; Kluge²² 91;
Pfeifer, Et. Wb. 186.
Gleichbed. Entsprechungen in anderen germ.
Sprachen sind as. mndd. mndl. blī n.; aisl. nisl.
blý n., nnorw. nschwed. ndän. bly (aus dem
Skand. entlehnt finn. lyijy, lyjy, lapp.[norw.]
lagjo ‚Blei‘; vgl. Thomsen, Einfluß d. germ. Spr.
152; Setälä, Finn.-Ugr. Forsch. 13 [1913], 407;
Quigstad, Nord. Lehnw. im Lapp. 207 f.).
Daneben gilt in manchen germ. Dialekten ein anderes
Wort für ‚Blei‘: mhd. lôt, nhd. Lot; mndd. lōd; mndl.
loot, lood, nndl. lood; afries. lād; ae. lēad, ne. lead
(Lehnwort aus dem Kelt.? vgl. mir. luaide n. ‚Blei‘ und
s. Kluge²² 449).
Fick III (Germ.)⁴ 287; Holthausen, As. Wb. 8; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 81, 15; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 293; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. I, 356; Verdam, Mndl. handwb. 102; Vries, Ndls.
et. wb. 410 (s. v. lood); ders., Anord. et. Wb.² 45 f.; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 643. 954; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 20; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
86; Torp, Nynorsk et. ordb. 31; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 49; H. Pipping, Lidén-Festschrift (1912), 165
(hält die skand. Wörter für Lehnw. aus dem West-
germ.); Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 99 (s. v. bleiþs). —
Hoops Reallex.² III, 72 f.
Die Etymologie ist unsicher. Am wahrschein-
lichsten ist die Annahme einer *u̯o-Ableitung
von der idg. Basis *bhli̯- ‚glänzen‘ (germ. *li-
wa-), die sich dann mit lit. blývas ‚lila, veilchen-
blau‘ vergleichen läßt (es sei denn, daß das lit.
Wort aus dem Germ. entlehnt ist; vgl. Lietuvių
Kalbos Zodynas I [1968], 933); eine *i̯o-Ablei-
tung derselben Basis begegnet wahrsch. in as.
blī n. ‚Farbe‘, adj. ‚farbig‘; afries. blī ‚Farbe‘
(vgl. Helten, Lex. d. Aostfries. 56); ae. blēo ‚Far-
be, Erscheinung, Form‘; zugrunde liegt wohl die
idg. Wz. *bhel(ǝ)- [**bhel(H)-] ‚glänzend,
weiß‘ (→ bal², belicha). So wäre Blei ‚das glän-
zende, blaufarbige Metall‘.
Wohl nicht unmittelbar zu vergleichen ist lit. blaĩvas
‚nüchtern‘, das wahrsch. aus *blaid-vas entstanden ist
und zur Sippe von ahd. bleiza gehört (s. d. und vgl.
Fraenkel, Lit. et. Wb. 46); diese Sippe geht allerdings
letzten Endes auch auf idg. *bhli̯- zurück.
Anders R. Much, ZfdA. 42 (1898), 163: Lehn-
wort aus einer unbelegten kelt. Form *blīu̯o- <
idg. *bhlēu̯o-; vgl. ahd. blâo ‚blau‘ (dagegen
Persson, Beitr. z. idg. Wortf. 33); sehr zweifel-
haft. Besonders strittig sind Versuche, das germ.
Wort mit gr. μόλυβδος (Nebenformen μόλιβος,
βόλυβδος usw.) und lat. plumbum zu verknüpfen
und wie diese Formen aus einem nichtidg. Lehn-
wort herzuleiten (nach Windekens, Le pélasgi-
que 122 f., pelasgischer Herkunft, nach H. Hirt,
PBB 23 [1898], 354 f. viell. aus dem „österr.-un-
gar.“ Gebiet); dagegen Walde-Hofmann, Lat.
et. Wb. II, 325 f.; vgl. auch Frisk, Gr. et. Wb. II,
251 f.).
Walde-Pokorny II, 210; Pokorny 155; Kurschat, Lit.-
dt. Wb. I, 318.