horofaroAWB adj., nur Npg: ‚verdunkelt;
fuscatus‘. Determinativkomp. S. horo, faro.
— hor(o)gansAWB f. i-St., in Gl. ab dem 12. Jh.:
‚Bläßhuhn; fulica‘ (Fulica atra), fälschlich
für ‚Auerhuhn; ortygometra‘ (Tetrao urogal-
lus), eigtl. ‚Dreck-, Morastgans‘. Der Vogel
ist nach seinem Lebensraum an schlammi-
gen, sumpfigen Ufern benannt (vgl. Suolahti
[1909] 2000: 305 f.). Determinativkomp. S.
horo, gans. — hor(o)lachaAWB f. n-St., in Gl. des
11. und 12. Jh.s: ‚Morast, Lache, Pfuhl; cu-
niculus, fovea uliginosa, lama, sterquilinium,
volutabrum‘ (mhd. horlache). Determinativ-
komp. S. horo, lacha. — hor(o)trugilAWB?, hor-
tragilAWB m. a-St., Gl. 3,25,29 (letztes Drittel des
12. Jh.s). 461,33 (1. Viertel des 12. Jh.s):
Bezeichnung für die ‚Rohrdommel; onocro-
talus‘ (Botaurus stellaris). Nach W. Sanders,
FS Rosenfeld 1989: 558 Anm. 24 liegen
Fehlgraphien für -tubil vor. — hor(o)tubilAWB,
auch -tûbilAWB m. a-St., in Gl. ab dem 9. Jh.: Be-
zeichnung für die ‚Rohrdommel; cretobolus,
onocrotalus‘ (Botaurus stellaris), übertragen
auf den ‚Pelikan; onocrotalus‘ (Pelecanus
onocrotalus) 〈Var.: -taubel, -teubel in späten
Hss. sind wohl an ‚Taube‘ angelehnt〉. Suo-
lahti [1909] 2000: 385, Neuß 1973: 105 u. a.
sehen im variantenreichen HG des Komp. ein
urspr. onomatopoetisches Wort, das dem
dumpfen nächtlichen Paarungsruf des Vogels
nachgebildet ist. Das Suffix -il begegnet in
weiteren Tierbezeichnungen (vgl. z. B. mhd.
gümpel ‚Gimpel‘; Krahe-Meid 1969: 3, § 87,
b2). Einen anderen Vorschlag unterbreitet
W. Sanders, FS Rosenfeld 1989: 559 f.: Er
setzt das Grundwort mit dem Appellativum
ahd. tubil ‚Pflock, Zapfen, Dübel‘ (< urgerm.
*đuila- mit Suffix *-ila zur Bezeichnung
von Geräten; vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 87,
b3) gleich. Das Benennungsmotiv für den
hor(o)tubil, eigtl. ‚Sumpf-Stock‘, sei sein
auffälliges Tarnverhalten. Bei drohender Ge-
fahr nimmt der Vogel die sogenannte „Pfahl-
stellung“ ein, so daß er sich kaum von seiner
Umgebung im Röhricht unterscheidet. Die
Unmenge an Varianten der Vogelbezeich-
nung spricht aber eher für ein Onomatopoe-
tikum. — hor(o)tûchilAWB m. a-St., in Gl. ab dem
9. Jh.: Bezeichnung für die ‚Rohrdommel;
cretopolus [= onocrotalus], onocrotalus‘
(Botaurus stellaris), übertragen auf den ‚Pe-
likan; onocrotalus‘ (Pelecanus onocrotalus).
Das HG des Komp. ist lautlich an ahd. tûchil
‚Taucher‘ angelehnt ; vgl. W. Sanders, FS
Rosenfeld 1989: 558 Anm. 24. Suolahti
[1909] 2000: 386; Neuß 1973: 104 f.: Um-
deutung aus hor(o)tumbil (s. d.). S. horo. —
hor(o)tumbilAWB m. a-St., Gl. 1,348,14 (12. Jh.);
3,458,7 (2. Hälfte des 9. oder Anfang des
10. Jh.s) und Nps: Bezeichnung für die
‚Rohrdommel; onocrotalus‘, übertragen auf
den ‚Pelikan; onocrotalus‘. Vgl. Suolahti
[1909] 2000: 386; Neuß 1973: 104 f. S. horo.
— hor(o)tumilAWB m. a-St., in Gl. (vorwiegend
im SH): Bezeichnung für die ‚Rohrdommel;
onocrotalus‘ (Botaurus stellaris), übertragen
auf den ‚Pelikan; onocrotalus‘ (Pelecanus
onocrotalus) (vgl. mhd. rôrtumel m., nhd.
Rohrdommel m. f.; mndl. roesdommel m.; ae.
rāredumla m. f.). Vgl. Suolahti [1909] 2000:
383 ff. Zur Bildung vgl. W. Sanders, FS Ro-
senfeld 1989: 562 ff. S. horo. — horowituAWB? m.
(n.?) u-St., nur Gl. in Hs. Hannover, MS IV,
533 (Zeit des Gl.eintrags unbekannt, mfrk.;
s. R. Brill, ZDA 57 [1920], 126) horouuitie:
Bezeichnung für den ‚Echten Speik; saliun-
ca‘ (Valeriana celtica L.). Vgl. Marzell
[1943—58] 2000: 4, 986 ff. (ohne Beleg). Der
Ansatz des Wortes ist unsicher. Aufgrund
des lat. Lemmas ist vielleicht eher an einen
Lemmaansatz horowîda ‚Salweide‘ zu den-
ken, zumal der Standort des Baumes an Ge-
wässerrändern und in feuchten Auwäldern
gut zum VG des Komp. horo (s. d.) passen
würde. S. witu, wîda. — hôrsamAWB adj., im Abr
(1,222,3 [Kb]), in B, PfB und bei O: ‚gehor-
sam; oboediens‘ (mhd. hôrsam; mndd.
hōrsam; mndl. hoorsam; afries. hārsum; ae.
hȳrsum, hēarsum). Das Deverbativum
hôrsam ist eine Lehnübertragung von lat.
oboediens ‚gehorsam, fügsam‘, Part.Präs. zu
oboedire ‚jemandem Gehör geben, gehor-
chen, fügsam sein‘ (vgl. Möllmann 1994:
104—108). S. hôren, -sam. — Ahd. Wb. 4,
1267 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 211. 286. 401.
402. 509. 1027. 1028. 1029. 1143; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 562; Schützeichel⁶ 167;
Starck-Wells 285 f. XLIII; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 4, 395 ff.