barsAWB m. a-St., nur in Gl.: ‚Barsch, perca‘ (Perca
fluviatilis L.); einmal (wegen ähnlicher stachli-
ger Rücken- und Afterflossen) ‚Steinbutt, rhom-
bus‘ (Rhombus maximus L.); einmal ‚Seeigel,
echinus‘ (Echinus L.). Das einmalige -z statt
(germ.) -s in barz Gl. 3, 47, 11 (14. Jh.) erklärt
sich wohl als umgekehrte Schreibung nach dem
lautlichen Zusammenfall der beiden Sibilanten
(Wilmanns, Dt. Gr. I § 105, 2). Mit bars konkur-
rieren schon im Ahd. Formen wie bersa f. jō-
(oder jōn-)St. und bersih m. a-St. mit dem in
Tierbezeichnungen häufigen Suffix -ih (-icha;
s. d.). — So finden sich im Mhd. nebeneinander
bars st. m., bers(e), birs(e) sowie bersich, das sei-
nerseits ins Roman. entlehnt wurde: italien.
pesce persico, frz. persègue; dazu frühnhd. ber-
sing u. ä. — In der dt. Hochsprache der Gegen-
wart wurde nach allgemeiner Lautregel bars zu
Barsch (s. Wilmanns, Dt. Gr. I § 104), das aber
mdartl. sich im Oberdt. nicht durchsetzte; dort
herrschen erweiterte Formen wie Bersch(l)ing,
Bärschich, Bärster (Fischer, Schwäb. Wb. I, 879);
Bersich, Berschling, Birschling (Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 280); alem. Bärsig (Schweiz. Id. IV,
1599); für das Westfäl. ist bās belegt, vgl. ne.
bass (für älteres bars[e]), s. Westfäl. Wb. I,
501 f.
Ahd. Wb. I, 826 f.; Starck-Wells 43; Graff III, 215
(bersich); Schade 42; Lexer I, 131. 197 (bersich); Be-
necke I, 89; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 424; Dt. Wb. I,
1140; Kluge²¹ 53 f. — Vgl. auch P. Barbier, Rev. des
langues Romanes 48 (1905), 193 ff.
Wie sehr viele Fischnamen im Germ. weitver-
breitet, aber in anderen idg. Sprachen ohne Ge-
genstücke sind — für den ‚Barsch‘ gilt gr. πέρκη
(davon lat. perca), apreuß. assegis, russ. ókun’ —,
hat ahd. bars seine lautlichen Entsprechungen
in fast allen germ. Dialekten: mndd. bārs; mndl.
ba(e)rse (daraus wohl im 13. Jh. frz. bar[s]
‚Wolfsbarsch‘, s. Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 966; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 266; M. Valk-
hoff, Mots français d’origine néerlandaise 54),
nndl. baars; nostfries. bārs; ae. bærs, bears (mit
Brechungs-ea- vor r + Kons.), me. bās, auch
base, bace (frühme. bærs), ne. bass (veraltet oder
mdartl. barse); für das Nordgerm. sind nur For-
men mit verschiedener Ablautsstufe, < *burza-
(< *bhs-), schwacher Flexion und vorgesetz-
tem ag- (→ ag) zu verzeichnen: adän. agborræ,
ndän. aborre, aschwed. aghborre, nschwed. ab-
borre, nnorw. aabor(r) (mit volksetym. Anleh-
nung an aa ‚Fluß‘, s. Noreen, Urg. Lautlehre
131 — abwegig).
Fick III (Germ.)⁴ 265; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 149; Verdam, Mndl. handwb. 55;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal². 26; Vries, Ndls. et. wb. 25;
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 109;
Holthausen, Ae. et. Wb. 18; Bosworth-Toller, AS Dict.
67; Suppl. 62; ME Dict. A—B, 659; OED I, 684. 693
(bass[e]); Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 10; Hell-
quist, Svensk et. ordb.³ 1.
Dem Wortstamm *bars-: *burs- der germ.
Fischbezeichnung liegt die mit -s- (aus der Wz.
*bhar-, → baro) erweiterte idg. Basis *bhars-:
*bhors-: *bhs- mit der Bed. ‚starr emporstehen;
Borste, Spitze, (scharfe) Kante‘ zugrunde
(Walde-Pokorny II, 131 ff.; Pokorny 109), die
auch in aind. bhṣṭí- ‚Spitze, Zacke, Kante‘, lat.
fastīgium (wenn < *fars-ti-) ‚Spitze, Giebel‘
u. a. (? s. Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I,
461 f.), russ. boršč (< *bhs-ti̯o-) ‚Bärenklau‘
(wegen seiner gezackten Blätter), air. bret. barr
(< *bhs-os) ‚Gipfel, Spitze‘ und ahd. burst(a),
borst(a) ‚Borste‘ (s. d.) vertreten ist. Im Falle des
Fisches Barsch, der zur Ordnung der „Stachel-
flosser“ gehört, ist die Bezeichnung sachlich be-
dingt durch die „großen, starr emporstehenden
und mit spitzen Dornen versehenen Flossen“ (s.
Köhler, Die ae. Fischnamen 21 ff.; vgl. auch
Brehm Thierleben² VIII, 33 ff.).
Walde-Pokorny II, 131 ff.; Pokorny 109; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. II, 523 f.; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 461 (fastīgium); Berneker, Slav. et. Wb. I, 109;
Vasmer, Russ. et. Wb. I, 111; Pedersen, Vgl. Gr. d.
kelt. Spr. I, 44; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. B—19 f.