berganAWB, pergan st.v. III ‚bergen, (auf)bewah-
ren, (sich) verbergen, abscondere, recondere, ce-
lare‘; mhd. nhd. bergen.
Ahd. Wb. I, 904 ff.; Schützeichel³ 14; Starck-Wells
47; Graff III, 169 f.; Schade 51; Lexer I, 190; Benecke
I, 158 f.; Dt. Wb. I, 1507 ff.; Kluge²¹ 66 f.
Ein entsprechendes Verb ist in jedem germ.
Dialekt belegt: as. gibergan ‚bergen, bewahren‘,
mndd. bergen ‚(ver)bergen, in Sicherheit brin-
gen, nähren‘; andfrk. bergin ‚abscondere‘ (Hel-
ten, Aostndfrk. Psalmenfragmente 96), mndl.
nndl. bergen ‚(ver)bergen‘; afries. bergia sw.v.
‚bergen, schützen‘ ([?] nach Holthausen, Afries.
Wb. 136; vgl. nfries. bergje ‚dss.‘; Dijkstra,
Friesch Wb. I, 101); ae. beorgan ‚bergen, retten,
schützen‘, me. berwen, ber(e)gen (ne. ausgestor-
ben); aisl. nisl. bjarga ‚bergen, retten‘, nnorw.
berga, nschwed. bärga, ndän. bjerge; got.
(ga)bairgan ‚bergen‘. Ablautend ahd. borgên
‚sich hüten, achtgeben; schonen‘; burgo ‚Bürge‘
(s. d. d.).
Fick III (Germ.)⁴ 265; Seebold, Germ. st. Verben
106 f.; Holthausen, As. Wb. 6; Sehrt, Wb. z. Hel.² 45;
Berr, Et. Gl. to Hel. 48; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 219; Verdam, Mndl. handwb. 77;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 51; Vries, Ndls. et. wb. 46;
Holthausen, Ae. et. Wb. 20; Bosworth-Toller, AS
Dict. 85; Suppl. 79 f.; ME Dict. A—B, 759 f.; Vries, A-
nord. et. Wb.² 39; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 624; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 17; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 77; Torp, Nynorsk et. ordb. 22; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 122; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 76.
Sichere Vergleiche sind aufs Balt.-Slav. be-
schränkt: aksl. -brěgǫ, -brěšti (< *bergǫ, *berkti
mit gew. Metathese; vgl. Torbiörnsson, Ge-
meinslav. Liq.metathese II, 5) ‚sorgen‘, nur in ne-
brěšti ‚vernachlässigen, außer acht lassen‘; russ.
beregú, beréč’ ‚hüten, bewahren, schonen, spa-
ren‘; ukr. berehú, berečý ‚hüten, bewahren‘; mit
Schwundstufe (*bhgh-): lit. (mdartl.) bìrginti
‚sparen, geizig sein‘; tschech. brh ‚Höhle, Hütte,
Zelt‘; mit o-Stufe (*bhorgh-): ukr. oboríh (gen.
oboróha) ‚Heuschober‘, tschech. brah ‚Heu-
schober, Haufen‘, poln. bróg ‚Scheune, Scho-
ber‘.
Walde-Pokorny II, 172; Pokorny 145; Berneker,
Slav. et. Wb. I, 49; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 31;
Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr. 10; Vasmer, Russ. et.
Wb. I, 76; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr.
Nr. 232; Fraenkel, Lit. et. Wb. 44.
Verfehlt Hirt, PBB 23 (1898), 332: aksl. -brěgǫ sei ein
Lehnwort aus dem Germ.; s. Kiparsky, Gemeinslav.
Lehnw. aus d. Germ. 59 und die o. angef. slav. Wbb.
Die germ. und balt.-slav. Wörter führen auf
eine idg. Wz. *bhergh- zurück (wegen der balt.-
slav. Formen nicht *bherg̑h-, wie Pokorny 145
ansetzt). Außerhalb dieser Sprachfamilien sind
die wenigen vorgeschlagenen Vergleiche sehr
zweifelhaft.
Nach C. Tagliavini, Zfrom. Ph. 46 (1926), 48 ff. und
G. Bonfante, BSLP 36 (1935), 143, ist das roman.
Wort *barga ‚Hütte‘ (älter. span. port. barga ‚Stroh-
hütte‘, tirol. bark ‚Viehstall auf der Alpe‘, frz. barge
‚Heu-, Holzhaufen‘ usw.) ein illyr. Wort, das mit der
Sippe von germ. *bergan- urverwandt ist. Anders J.
Jud, Romania 46 (1920), 468 ff. (gallisch, nicht hier-
her); s. auch Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 958;
Wartburg, Frz. et. Wb. I, 253 f.
N. Jokl, ZONF 10 (1934), 183 ff. lehnt die gew. Er-
klärung von alb. burk, -gu ‚unterirdisches Vorrats-
haus, Keller, Gefängnis‘ als ein Lehnwort aus mlat.
burgus ab (so Meyer, Et. Wb. d. alb. Spr. 54 f.) und
vergleicht es mit germ. *bergan- (da Burg auch als
Bergname vorkommt, denkt Jokl an einen Zusam-
menfall von idg. *bherg̑h- ‚Berg (Burg)‘ und *bhergh-
‚bergen‘ im Alb. Einen ähnlichen Zusammenfall sieht
Detschew, Thrak. Sprachreste 80 f. in dem thrak. PN
Burgaena f. (< einem ON *Burga).
Wohl nicht hierher osset. æmbærzyn ‚bedecken‘,
iværz ‚versprechen‘ (V. I. Abaev, Annali, Ist. Univ.
Or., Napoli 4 [1964], 33), denn z ist < *g̑, nicht *g.
Abzulehnen P. Kretschmer, Glotta 22 (1933—34), 114:
das Verbum *bergan- sei eine retrograde Bildung zu
*bhergh- ‚Berg‘ (‚Burg‘) mit der urspr. Bed. ‚bringe
auf einer Fluchtburg unter‘. Umgekehrt versucht L.
Motz, IF 81 (1976), 204 ff. ‚Berg‘, ‚Burg‘ und ‚bergen‘
alle auf eine urspr. Wz. *bhergh- ‚bergen, einhegen‘
zurückzuführen; nach E. Hamp, Homenaje a Antonio
Tovar (Madrid, 1972), 178 f., dagegen gehen sie alle
auf *bherg̑h- ‚increase, grow‘ zurück (die balt.-slav.
Formen seien aus dem Germ. entlehnt; dagegen Sad-
nik-Aitzetmüller, a.a.O.); ebenso unwahrscheinlich.
Zum Verwandtschaftsproblem dieser drei Wörter →
burg; s. auch berg.