lohAWB n. a-St., im Voc (3,1,36), Abr (1,
20,35 [Pa, Ka]. 196,38 [Pa, Kb]. 262,23 [Kb,
Ra]) und weiteren Gl., T, OT, Ph, NMC, Nps
und Npg: ‚Hohlraum, Spalt, Höhle, Loch,
Erdloch, Grube, kleine Kammer, kleine Öff-
nung, Abgrund, Einzäunung; (agger), ant-
rum, baratrum [= barathrum], cella, cubile,
foramen, fovea, morsus, os, palatus, pertu-
sura, saeptum, specus, spelunca, spiramen-
tum, valvae, vorago‘, loh nâldûn ‚Nadelöhr;
foramen acus‘ 〈Var.: pl. -u-; -hh-, -ch-〉.
Etym. nicht berechtigt ist h- in hloh (1,20,35
[Ka]). Neben dem regulären Dat.Pl. -um
(z.B. lohhum in 1,196,38 [Ka]) begegnet der
Dat.Pl. -irum nach dem Muster der Fort-
setzungen der *-iz-/-az-St. Im Akk.Pl. ist der
-ir-Pl. durchgängig verwendet (z.B. locher in
Gl. 2,699,36 [10./11. Jh., mfrk.]). — Mhd.
loch, luch st.n., pl. loch und löcher, lücher
‚Loch, Öffnung, Verschluss, Gefängnis, Höl-
le, Versteck, Höhle, Stollen im Bergwerk‘,
frühnhd. loch n., pl. löcher ‚Öffnung, Durch-
gang, Schlupfloch, Höhlung, Vertiefung, Gru-
be, Gefängnis, Körperöffnung‘, in zahlrei-
chen phras. Wendungen wie ein loch machen
‚etw. vereiteln‘, im loch aufstehen ‚im Ge-
fängnis landen‘, nhd. Loch n. ‚offene Stelle,
Spalte, Öffnung, Vertiefung, Grube, Lücke,
kleine, dunkle Wohnung‘.
Ahd. Wb. 5, 1246 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 570; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 735; Schützeichel⁷ 205; Starck-Wells
382; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 141 f.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 253. 254. 298 (I). 747.
752; Seebold, ChWdW8 200; ders., ChWdW9 544;
Graff 2, 140; Lexer 1, 1949; 3, Nachtr. 302; Frühnhd.
Wb. 9, 1305 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 39 (an-
trum). 242 (foramen). 245 (fouea). 430 (pertusura).
545 f. (specus, spelunca); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb.
161 (cubile). 272 (foramen). 275 (fovea). 457 (os¹).
622 (specus, spelunca); Dt. Wb. 12, 1093 ff.; Kluge²¹
444; Kluge²⁵ s. v. Loch; Pfeifer, Et. Wb.² 807. — Brau-
ne-Reiffenstein 2004: § 197. — Röhrich 2003: 2, 969—
972.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. *lok n. ‚verschlossener Raum‘ (die Form
akk.pl. luhhir ist ahd.), mndd. lok ‚Loch‘;
mndl. loc ‚Verschluss‘, nndl. lok ‚Loch‘;
afries. lok ‚Verschluss‘, nwestfries. lok ‚Loch‘;
ae. loc n. ‚Verschluss‘, me. lo(c)k(e) ‚dss.‘,
ne. lock ‚dss.‘; aisl. lok n. ‚Schloss, Deckel,
Versteck, Ende, Schluss‘, nisl., fär. lok, adän.
logh, ndän. låg, nnorw. (bm.) lok, (bm., nn.)
lokk, aschwed. lok, luk ‚dss.‘, nschwed. lock
‚dss.‘: < urgerm. *luka-.
Daneben existierte eine Ableitung urgerm.
*luki̯ōn- > westgerm. *lukkōn- > ahd. lucka
(s. d.).
Das As. und Ahd. zeigen gegenüber den
anderen germ. Sprachen möglicherweise ei-
nen Bed.wandel von ‚Verschluss‘ > ‚Ver-
schlossenes‘ > ‚Loch‘. Doch können hier
auch zwei urspr. verschiedene Etyma zusam-
mengefallen sein, wobei das As. und Ahd.
die Bed. des einen, die anderen germ. Spra-
chen die Bed. des anderen fortsetzen (s. u.).
Aus den nordgerm. Sprachen wurde der
zugehörige n-St. urgerm. lukōn- (vgl. aisl.
loka f. ‚Schloss, Riegel‘, aschwed. luka, lo-
ka f. ‚Pforte, Tür‘) auch in die ostseefinn.
Sprachen entlehnt; vgl. estn. lukk, gen. lu-
ku ‚Schloss, Verschluss‘, ingr., karel. lukku
‚dss.‘ etc.
Fick 3 (Germ.)⁴ 372; Tiefenbach, As. Handwb. 248;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 81. 205; Lasch-Borch-
ling, Mndd. Handwb. 2, 1, 844 f. (lok²); VMNW s. v.
loc; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 738 f.; Boutkan,
OFris. et. dict. 246 f. (-luka); Hofmann-Popkema,
Afries. Wb. 309; Richthofen, Afries. Wb. 909; Dijk-
stra, Friesch Wb. 2, 132; Holthausen, Ae. et. Wb. 205;
Bosworth-Toller, AS Dict. 645; Suppl. 619; ME Dict.
s. v. lok subst.²; OED² s. v. lock subst.²; Vries, Anord.
et. Wb.² 364 (lok¹); Jóhannesson, Isl. et. Wb. 743 f.;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 1, 556; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 184 f. (lok¹); Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 613 (s. v. laag¹); Magnús-
son, Ísl. Orðsb. 574; Nielsen, Dansk et. ordb. 276;
Ordb. o. d. danske sprog 12, 109 ff.; Bjorvand, Våre
arveord² 674; Torp, Nynorsk et. ordb. 388; NOB s. vv.
(nn.) lok², (nn., bm.) lokk¹; Hellquist, Svensk et. ordb.³
584 (lock²); Svenska akad. ordb. s. v. lock subst.²;
Kylstra, Lehnwörter 2, 223 (s. v. lukko¹).
Die nominale Bildung urgerm. *luka- <
vorurgerm. *lu(ĝ)o- hat keine außergerm.
Parallelen. Das Wort kann zu uridg. *leu̯g-
‚lösen, brechen‘ gehören — uridg. *lug-ó- >
urgerm. *luka- hätte dann urspr. ‚das Aufge-
brochene‘ bedeutet — oder zu uridg. *leu̯(ĝ)-
‚biegen‘ (zu dieser Wz. wohl auch urgerm.
*[-]lūk-e/a- ‚schließen‘ [s. bilûchan]). In die-
sem Falle wäre das ‚Loch‘ entweder urspr.
‚das Aufgebrochene‘ oder bei erst germ. Bil-
dung ‚das Verschlossene/Verschließbare‘ ge-
wesen. In der bisherigen Literatur wird die
zweite Lösung bevorzugt, die erste kann je-
doch nicht widerlegt werden, zumal etwa
neben ae. lūcan ‚jäten‘ von der Wz. *leu̯g-
got. ga-lūkan etc. ‚schließen‘ sich zu *leu̯(ĝ)-
stellt. Möglicherweise sind auch zwei ur-
sprungsverschiedene Bildungen von unter-
schiedlichen Wz. hier im Germ. homonym
geworden und teilweise zusammengefallen.
Da das Wort nur im Germ. belegt ist, kann
auch eine erst germ. Rückbildung aus einem
der beiden Verben erfolgt sein.
Walde-Pokorny 2, 412 ff.; Pokorny 685 f.; LIV² 415 f.