kopfAWB auch kupfAWB m. a-St., seit dem Ende
des 8. Jh.s in Gl. und in NMC: ‚(Trink-)
Gefäß, Becher, Kelch, Schale, Krug, Kelch
am Leuchter, (Hinter-)Kopf; calix, cantha-
rus, condimeus, cratera, cuppa, cymbium,
occiput, poculum, scyphus, tallus, tonna,
vasculum‘ 〈Var.: c(h)-; -(p)ph-, -pff-, -bf,
-ff-, -p-, -fpf-, -pp〉. — Mhd. kopf st.m.
‚Trinkgefäß, Becher, Hirnschale, Kopf‘, nhd.
Kopf m. ‚oft rundlicher [durch den Hals mit
dem Rumpf verbundener] Körperteil des
Menschen und vieler Tiere, zu dem Gehirn,
Augen, Nase, Mund und Ohren gehören,
Person mit best. [intellektuellen] Fähigkei-
ten, Person von best. Intelligenz, an der
Spitze von etw. stehende Person, Denk-,
Willenskraft, Einzelperson innerhalb einer
größeren Menge von Menschen, rundlicher,
oberer Teil von etw., essbarer, rundlicher
Teil best. Gemüse- und Salatpflanzen, der
etwa die Größe eines Menschenkopfes hat,
oberer Teil oder Vorderende von etw., dem
eine best. Wichtigkeit zukommt‘.
Ahd. Wb. 5, 307 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 474; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 672; Schützeichel⁷ 180; Starck-Wells
340 f.; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 287 f.; See-
bold, ChWdW8 179; ders., ChWdW9 475; Graff 4,
371; Lexer 1, 1676; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 155
(crater). 163 (cupa). 518 (scyphus); Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 157 (cratera); Dt. Wb. 11, 1744 ff.; Kluge²¹
393 f.; Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 717. — Augst 1970.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. kop m. ‚Becher, Kopf‘; andfrk. kop,
frühmndl. cop, mndl. cop, coppe ‚Gefäß,
Napf, Becher, Trinkschale‘, nndl. kop ‚Ge-
fäß, Kopf‘; afries. kop m., nwestfries., sa-
terfries., nnordfries. kop ‚Becher, Kopf‘; ae.
copp m., me. cuppe, ne. cup ‚Gefäß, Napf,
Becher, Trinkschale‘; aisl. koppr m. ‚Tasse,
Gefäß, Helmknauf‘, nisl., fär. koppur, ndän.
kop ‚Tasse‘, nnorw. kopp ‚kleine Steine,
Gipfel, Spitze‘, nschwed. kopp ‚Tasse, Scha-
le‘ (die nordgerm. Wörter könnten auch als
Entlehnung aus dem Mndd. angesehen wer-
den). Möglicherweise liegt das Wort auch in
krimgot. -kop (in kilemschkop ‚ich trinke den
Becher aus‘) vor, wobei jedoch der erste Teil
des Wortes unklar bleibt.
Daneben steht im Ae. noch cuppe f. ‚kleines
Trinkgefäß‘.
In der Regel geht man davon aus (vgl.
Müller-Frings 1966—68: 2, 211 ff.), dass die
germ. Wortgruppe eine Entlehnung aus mlat.
cuppa f. ‚Becher‘, einer Nebenform von lat.
cūpa f. ‚Kufe, Tonne‘ (s. kuofa), darstellt.
Bei dieser Auffassung muss die Bed. ‚Kopf‘
in den Sprachen sekundär sein. Wenn man
jedoch die Wörter um nhd. Kuppe f. ‚ab-
gerundeter oberster Teil eines Berges o.
Ä., Fingerkuppe‘ hinzuzieht, muss die Bed.
‚Kopf‘ älter sein, da die Bed. ‚Bergkuppe,
Kamm, Spitze‘ am einfachsten aus ‚Kopf‘
herleitbar sind. Aus diesem Grund geht Lühr
1988: 276 davon aus, dass „sämtliche Wörter
... an die Wurzel *k- ‚wölben‘ anschließ-
bar“ sind, einer Erweiterung der uridg. Ver-
balwz. *geu̯- ‚biegen, krümmen, wölben‘ (s.
u. a. kiol, kof). Die urgerm. Vorform wäre so
*ku-an- ‚Gewölbtes‘ mit *kupp- < *kun-
mit n-Gemination.
Jedoch wird man auch bei dieser Herleitung
zur Erklärung der ahd. Lautungen mit -u-
nicht um eine sekundäre Beeinflussung von
mlat. cuppa herumkommen.
Möglicherweise hat man daher mit zwei
in den germ. Sprachen zusammengefallenen
Wortgruppen zu rechnen: 1. Erbwort in der
Bed. ‚Kopf‘, mit Übertragung auch ‚Kuppe‘,
und 2. Lehnwort in der Bed. ‚Trinkgefäß‘.
Fick 3 (Germ.)⁴ 47; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 628; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 525; ONW
s. v. kop; VMNW s. v. cop; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 3, 1871 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 337;
Suppl. 91; Vries, Ndls. et. wb. 350; Et. wb. Ndl. Ke-R
115 f.; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 279; Richtho-
fen, Afries. Wb. 877; Fryske wb. 11, 242 ff.; Dijkstra,
Friesch Wb. 2, 84 f.; Fort, Saterfries. Wb. 124; Sjölin,
Et. Handwb. d. Festlnordfries. XXXII; Holthausen,
Ae. et. Wb. 57; Bosworth-Toller, AS Dict. 166. 175;
Suppl. 132. 136; ME Dict. s. v. cuppe n.; OED² s. v.
cup n.; Vries, Anord. et. Wb.² 326; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 314; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2,
330; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 160; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 564 f.; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 495; Nielsen, Dansk et. ordb. 234; Ordb. o. d.
danske sprog 11, 79 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb.
307 f.; NOB s. v. kopp; Hellquist, Svensk et. ordb.³
497; Svenska akad. ordb. s. v. kopp subst.¹; Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 311; Lehmann, Gothic Et. Dict. K-20;
Stearns, Crimean Gothic 141 f. — Walde-Pokorny 1,
561 f.; Pokorny 396. — Lühr 1988: 275 f.